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Unbestimmtheit der Kategorien

Ein Irrtum aber auch der neueren Sprachwissenschaft ist es, wenn sie dieser Analogie zu sehr vertraut und den Formen jedesmal einen bestimmten Sinn unterlegt. Wir wissen, dass es der Sprache wesentlich ist, unbestimmt und nebelhaft zu sein. Auch der konkreteste Begriff ist noch verschwommener als die Wirklichkeit, das heißt als die Sinneseindrücke, welche wir von ihr empfangen. Um wie vieles unbestimmter müssen dann die Formen der Grammatik sein, welche allesamt Abstraktionen sind. Wundern darf uns das nicht, die wir das Schwebende in allen Begriffen der Sprache erkannt haben. Neuerdings haben übrigens M. Brod und F. Weltsch ("Anschauung und Begriff" 1913, besonders im 3. Kapitel) die Verschwommenheit auch der vorbegrifflichen Vorstellungen in scharfsinniger Weise nachgewiesen.

Was zunächst die Präpositionen betrifft, so liegt die Entwicklung doch offenbar ähnlich so wie bei der Verbindung des Pronomens mit der entsprechenden Form des Verbums. Wenn ich sage "du schreibst", so war ursprünglich die zweite Person schon in der Endung "st" ausgedrückt; die Voransetzung des "du" war ursprünglich eine Wiederholung des Zeichens für die zweite Person, bis in den chinaisierenden neueren Sprachen der Sinn der Endsilbe verloren ging und das Zeichen für die zweite Person allein im "du" haften blieb. Ebenso gab sicherlich zuerst die Kasusendung eine Richtung und dergleichen an, und diese Angabe wurde durch ein stärkeres Wort verdoppelt. Als die Sprachen die Gewohnheit annahmen, diese Wiederholung zum alleinigen Ausdruck des Verhältnisses zu machen, wurde auch das Verhältniswort zur Präposition, während zuerst der Sinn der Kasusform verblaßte und schließlich, wie im Englischen und Französischen, die Kasusform selbst.