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Parenthese

Hermann Paul gibt, ohne die volle Tragweite dieses Übergangs vom Hauptsatz in den Nebensatz und umgekehrt ganz zu erkennen, weitere Beispiele (Pr. d. Sprachg. S. 100 bis 124) aus andern Sprachen. Er erwähnt dabei auch die sogenannte Parenthese, die Einschiebung eines formellen Hauptsatzes in ein grammatisch fremdes Satzgefüge. Gerade die Parenthese, von der diese Sprachkritik z. B. einen sehr häufigen Gebrauch macht, scheint mir bedeutsam für die Rolle, welche das Gedächtnis bei der Auffassung komplizierterer Gedankengänge spielen muß. Alle Parenthesen drücken doch irgend eine Bestimmung aus, welche sich grammatisch in der Form eines Nebensatzes des Grundes, der Zeit, des Ortes usw. einfügen ließe. Ein guter Stilist wird aber die isolierte Parenthese der Einleitung durch "weil, als, wo usw." vorziehen, wenn ihm dieser grammatische Eiertanz zum Ekel geworden ist. Er erinnert dann etwa den Hörer, scheinbar zusammenhanglos, an einen bekannten Umstand, und der aufmerksame Hörer wird der Parenthese schneller nachfühlen, ob sie einen Grund, eine Zeitbestimmung, einen Ort usw. angebe, als wenn er durch die entsprechende Konjunktion mit der Nase auf die betreffende Kategorie gestoßen worden wäre. Die fertigen syntaktischen Kategorien, die ewig mit der Nase auf die fertigen logischen Kategorien stoßen, haben denselben Fehler wie die fertigen Flexionsformen; sie stumpfen ab, sie sind durch das Bestreben der Vollständigkeit langweilig, sie machen scheinbar die eigene Gedankenarbeit leichter, in Wirklichkeit nur träger, und so, glaube ich, schaden sie dem Mitdenken mehr, als sie ihm nützen.