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Der kleine Salon

Während der Präsident Doumergue freundlich lächelnd durch den grade eröffneten Salon »Salon de l'Automobil« im Grand Palais schreitet, haben sie am selben Tag in Paris – weit draußen an der Porte de Versailles – einen kleinen Auto-Salon eröffnet: dort kann man gebrauchte Autos kaufen.

Die pariser Vorstadt fängt etwas brüsk an; da gibt es noch das Gatter, an dem alle Wagen halten müssen, weil es verboten ist, vom »Ausland« Benzin nach Paris einzuführen, diese dumme Zollformalität soll nächstens fallen. Hinter dem Gatter siehts gewöhnlich scheußlich aus – die pariser Vorstadt ist eine böse Sache … Und da stehen die großen Ausstellungshallen.

Der Markt, der da aufgemacht ist, zeigt, dass das französische Auto bereits eine Sache des Mittelstandes ist, man sieht das am Publikum, an den Preisen und an den Wagen. (Für mittlere gebrauchte Viersitzer ohne Luxus wird zwischen 800 und 2000 Mark verlangt.) Ein kleines Wohnauto steht auch da – es hat einen Schlafraum und einen zigarrenkistengroßen Vorraum, der als Küche und Toilette gedacht ist. »Die Lösung der Wohnungsnot!«

Die Händler stehen herum wie das Geflügel – es gibt jene seltsamen Gesprächspausen, wo nur die kleinen flinken Äuglein die Runde machen, ob es etwas zu verdienen gibt … Aber es sind nicht allzu viele Leute da – an einem Tisch sitzen Papa und Mama und handeln sehr ernsthaft mit einem gerissen aussehenden Mann, der ihnen grade erzählt, ein gebrauchter Wagen sei überhaupt viel, viel besser als ein neuer, und kein Mensch kauft mehr neue Wagen … und das Baby ist auch dabei und sitzt, vorläufig trocken, auf Mamas Schoß und begutachtet die neue Marke, mit Vierradbremse.

Es ist eine Art Trödelmarkt des Autos. Das Auto hat aufgehört, ein Luxusgegenstand zu sein. Das hat sich nur noch nicht überall herumgesprochen.

Peter Panter
Tempo, 08.10.1928.