Aus dem Atelier


».... Während alle anderen Herren vom Präsidium, den Ausschüssen und der Regierung im Salonrock erschienen sind, trägt Unterrichtsminister Dr. v. Hochenburger den Frack. Er spricht in weicher, österreichischer Art, gewinnt im Nu die Sympathien des ganzen Hauses, erzeugt Stimmung und reißt mit sich fort. Die Damen auf der Galerie lächeln einander zu, klatschen lebhaft Beifall, es kommt eine gute, warme Stimmung in den großen Saal, durch dessen Glasdecke jetzt die Sonne ein gelbliches Licht wirft....

Der Vertreter des deutschen Reichsjustizamtes, Geheimer Regierungsrat Dr. Delbrück, ist der nächste Redner. Er spricht markant ....

Man kann nun in diesem Auditorium wieder interessante Beobachtungen machen .... Da sitzt ein eleganter, schlanker Herr in mittleren Jahren. Er sieht dem jeweiligen Redner voll ins Gesicht, hält einen Bleistift in der Hand und notiert, scheinbar ganz unwillkürlich, markante Worte in die Festschrift, die vor ihm liegt. Es ist die Attitude des Verteidigers .... Die Damen verlassen die Galerie und strömen nach kurzen Verabredungen mit ihren Herren dem matten Sonnenlicht entgegen, die Herren stürmen das Buffet ....«

 

 

Oktober, 1912.


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