Das muß ein Kunstwerk sein


»München, 13. Juni. In der gegenwärtigen am 1. d. eröffneten Ausstellung im Glaspalaste war auch ein Gemälde von dem ehemaligen österreichischen Major und Maler Hoffman v. Vestenhof ausgestellt, mit dem Titel: ›Im Schoße der Götter«. Dieses Bild hat der Maler auf Verlangen der Ausstellungsleiter entfernen müssen, angeblich weil es durch seine Nuditäten die Beschauer verletzt ... Über das Sujet des Bildes ist folgendes zu sagen: Es ist ein Triptychon mit einer tempelartigen Umrahmung, die sich in allen drei Teilen des Triptychons über eine Hügelgruppe zieht. Links auf dem Bilde sieht man die Mädchen nach einem Tempel schreiten. Die Mädchen sind bekleidet. In der Mitte sitzt auf einem Sockel ein roter Götze, der vom Altarfeuer rot beleuchtet wird. Auf seinen Knien kauert ein nacktes Mädchen. Dieses Mädchen hat der Künstler auf Ersuchen der Ausstellungsleitung bereits früher einmal umgemalt. Andere Mädchen schüren das Altarfeuer und blicken auf das kauernde Mädchen. Auf dem dritten Bilde des Triptychons kommen die Mädchen aus dem Tempel zurück. Eines der Mädchen hält eine goldene Kette hoch, ein anderes windet sich in Verzweiflung und das dritte Mädchen hockt auf der Treppe, blickt dem Beschauer entgegen und zählt Goldmünzen auf der flachen Hand. Auch diese Mädchen sind mit Ausnahme jenes, das auf der Treppe sitzt, bekleidet. Hoffmann v. Vestenhof ist in der österreichisch-ungarischen Kolonie eine bekannte und angesehene Persönlichkeit.«

 

 

Juni, 1912.



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