Französische Schule

Französische Schule. (Zeichnende Künste) Es ist ein sehr uneigentlicher und unbestimmter Ausdruck, wenn man überhaupt die Künstler, die sich in Frankreich berühmt gemacht haben, unter der Benennung der französischen Schule zusammenfasst. Denn diese haben nicht, wie die Künstler einer wahren, eigentlichen Schule, ihren besonderen Charakter, noch haben sie sich nach einem Muster gebildet. Frankreich hat Maler und Zeichner gehabt, die man ihrem Charakter nach zu der römischen Schule rechnen müsste; andere die in ganz andere Klassen kommen. Es geht also gar nicht an, dass man Frankreichs Künstlern überhaupt einen Charakter beilege. Wollte man gegen sie so unbillig sein, wie einige französische Kunstrichter gegen die Deutschen gewesen, denen sie überhaupt einen gothischen Geschmack Schuld geben, so könnte man sagen, die französische Schule habe dieses eigen, dass sie sich nicht über die gemeine Natur erhebe, sondern vielmehr diese in die besondere kleine Manier ihres Landes und ihrer Sitten hineinzwinge. Es sei aber fern von uns, einer Nation, die sich um die zeichnenden Künste wirklich sehr verdient gemacht hat, aus Rache gegen einige unverständige Schriftsteller, etwas aufzubürden. Poußin, Eustachius Le Süeur, Le Brün, Franz de Troy, La Frage, sind Männer, die wegen der großen Gedanken und der Stärke der Zeichnung jeder Schule Ehre machen; und in Ansehung des Kupferstechens und Ätzens, kann Frankreich allen Nationen den Vorzug streitig machen.

 Man kann die Arbeit und den Geschmack der französischen Maler in einer Folge von Gemälden sehen, die in der Kirche Notre Dame zu Paris aufgehängt sind; da seit 1630 das Gewerk der Goldschmiede dieser Kirche jährlich ein großes Gemälde als ein Gelübd schenkt. Bei Florent Le Comte findet man ein Verzeichnis dieser Gemälde von 1630 bis 1699.1

 

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1 S. Kabinet des singularités d'Architecture, peinture, sculpture et gravure par Florent le Comte. T. I. S. 227. der zweiten Brüsseler Ausgabe.

 


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