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852. Kette¹⁾. Fessel²⁾. Bande³⁾.

1) Chain.
2) Fetters.
3) Bands.
1) Chaîne.
2) Les fers.
3) Liens (fers).
1) Catena.
2) Vincolo, legame.
3) Ferri (ceppi).

Bande (von binden) ist der allgemeine Ausdruck und bezeichnet überhaupt Werkzeuge, die dazu dienen, jemand des freien Gebrauchs seiner Glieder zu berauben, mögen sie nun mehr oder weniger engschließend, drückend oder leicht, von Hanf, Flachs, Eisen oder aus anderem Stoffe sein. Eine Fessel (ahd. fezzil, mhd. vezzel, d. i. eig. Schwertgehenk, Band zum Befestigen des Schwertes, dann: Band, Fessel; wohl zu vazzen, zusammenpacken, aufladen, fassen, gehörig) dagegen bezeichnet nur .ein engschließendes Werkzeug der genannten Art, eigentlich bezeichnet man so die Fuß- und Handschellen. Gebunden ist schon einer, dessen Hände der freien Bewegung beraubt sind, gefesselt eigentlich nur der, welcher an Händen und Füßen geschlossen ist, dann überhaupt einer, der in beengende und drückende Bande geschlagen worden ist. Das härteste und drückendste Haftwerkzeug ist die Kette (eig. eine fortlaufende Reihe von ineinander geschlungenen Gliedern aus beliebigem Stoffe); sie ist aus Metall, aus Eisen und dient hauptsächlich dazu, schwere Verbrecher, böse Hunde usw. der willkürlichen Bewegung zu berauben. „Denn er gebot dem unsaubern Geist, daß er von dem Menschen ausführe; denn er hatte ihn lange Zeit geplaget. Und er war mit Ketten gebunden und mit Fesseln gefangen, und zerriß die Bande, und ward getrieben von dem Teufel in die Wüste.“ Luc. 8, 29. „Jemand in Ketten und Banden legen“ ist eine stehende Formel. „In Ketten und Banden nach der Residenz geschleppt.“ Goethe. Kette bezeichnet häufig auch einen Schmuckgegenstand, z. B. goldene Kette, Halskette, Uhrkette usw. In dieser Bedeutung ist es mit Fessel und Bande nicht sinnverwandt. In übertragener Bedeutung zeigt Kette ein lästiges und drückendes, Fessel ein inniges und festes, Bande auch ein leichtes und zartes Abhängigkeitsverhältnis zu Personen oder Sachen an, z. B. zarte Bande, innige Fesseln der Liebe. „Heil’ge Ordnung, segensreiche | Himmelstochter .... | die herein von den Gefilden | rief den ungesell’gen Wilden ... | und das teuerste der Bande | wob, den Trieb zum Vaterlande.“ Schiller, Glocke. „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd’ er in Ketten geboren.“ Schiller, Die Worte des Glaubens. „Es sind | nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.“ Lessing, Nathan IV, 4. Kette bezeichnet aber auch im uneigentlichen Sinne eine ununterbrochene Reihe eng verbundener gleichartiger Gegenstände, z. B. eine Gebirgskette, Hügelkette, Vorpostenkette, eine Kette von Plagen, Schmerzen usw. „Durch der Hände lange Kette | um die Wette | fliegt der Eimer.“ Schiller, Glocke. „Wonne! dort hebt sich die Kette der eisbepanzerten Alpen.“ Salis. „Die Kette der Wirkungen und ihrer Ursachen.“ Kant. In dieser Bedeutung können Fessel und Bande nicht stehen.