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Vierte Figur

4. Jede Tugend ist lobenswert; alles Lobenswerte ist nützlich; also ist einiges Nützliche eine Tugend.

Der Leser wird es mit mir satt haben, diesen alten Hausrat der Logik noch länger im einzelnen zu untersuchen. Diese vierte Figur ist ohnehin der spät geborene Bastard aus der Enkelschaft des Aristoteles. Wir wollen nur bemerken, was aus dem Vorhergesagten kurz zu wiederholen wäre. Der Obersatz "jede Tugend ist lobenswert" ist uns als gallertartige Tautologie bekannt. Der Schlußsatz, dass einiges Nützliche eine Tugend sei, ist eben als eine durchaus künstliche Sprachverrenkung erkannt worden. Aber selbst diese Sprachverrenkung wird dem denkenden Menschen früher einfallen als die zweite Prämisse, aus der sie hervorgehen soll. "dass jedes Lobenswerte nützlich sei", das ist je nach dem Standpunkt der betreffenden Moral oder Religion ein gar zweifelhafter Satz, sofern er nicht von unmoralischen und irreligiösen Denkern für einen tautologischen Satz erklärt wird. Die Reduzierung auf die erste Figur würde eine Reihe von Sprachverrenkungen nötig machen. Es steht so schlimm um die vierte Figur, dass man von ihr nicht einmal das mit Bestimmtheit sagen kann, dass ihr Schlußsatz den Prämissen immer vorausgehe. Man denkt überhaupt nicht in der vierten Figur. Das wirkliche Denken gewiß nicht, und auch dem Logiker bereitet sie Schmerz.

Die Art jedoch, mit der unser Kerl im Wirtshaus seine bescheidene Welt in Begriffe bringt, würde sich unter der Herrschaft der vier syllogistischen Figuren etwa folgendermaßen ausnehmen:

  1. Jeder Käse ist ein Kas; Chester steht unter Käse; also muß Chester ein Kas sein.

  2. Kein Käse ist wohlriechend; die Rose ist wohlriechend; also ist die Rose kein Käse.

  3. Jeder Chester ist gelb; jeder Chester ist ein Engländer; also sind einige Engländer gelb.

  4. Jedes Wohlschmeckende lobt sich selbst; jedes Selbstlob stinkt; also ist einiges Stinkende wohlschmeckend.

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