Don Juan als Ballett
Das, worum sich die ganze Auffassung des Don Juan dreht, ist dieser schon früher bezeichnete Punkt: sobald er eine Replik erhält, ist alles verändert. Die Reflexion nämlich, durch welche die Replik motiviert wird, reflektiert ihn aus dem Dunkel heraus, in welchem er nur musikalisch vernehmbar wird. Hiernach könnte es scheinen, dass Don Juan sich vielleicht am besten als Ballett auffassen lasse. Bekanntlich ist er auch in der Tat so behandelt worden. Indes ist es anzuerkennen, dass man hierbei seiner Kräfte eingedenk gewesen, und diese Auffassung sich auf die letzte Szene beschränkt hat, wo die Leidenschaft Don Juans am ehesten in dem pantomimischen Muskelspiel sichtbar werden muß. Das erwähnte Ballett stellt aber hauptsächlich nur den vom Arme der ewigen Gerechtigkeit ergriffenen Verführer dar, also die Qualen der Verzweiflung, deren Ausdruck, soweit dieser pantomimisch sein soll, er mit manchen andern Verzweifelten gemeinsam hat. Das Wesentliche an Don Juan kann in einem Ballett nicht zur Darstellung kommen. Fühlt doch jeder alsbald, wie lächerlich es ausfällt, wenn Don Juan vor unsern Augen ein junges Mädchen durch seine Pirouetten und sinnreichen Gestikulationen bestrickt. Don Juan ist eine von innen herausgetriebene Natur, welche daher nicht in bloßen Formen und Schwingungen des Körpers, oder in plastischer Harmonie sich offenbaren kann.