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Subjekt

Subjekt s. Ich, Bewußtsein. Das Subjekt, welches der Gegenstand des inneren Sinnes (s. d.) ist, ist insofern nur Erscheinung, nicht das Subjekt, wie es an sich wäre, KrV tr. Ästh. § 8 (I 102—Rc 1201). Ich (s. d.) als „denkendes Subjekt“ erkenne mich selbst, als „gedachtes Objekt“. Das Ich, welches denkt, und das Ich, das sich selbst anschaut, sind als „dasselbe Subjekt“ einerlei, ibid. tr. Anal. § 24 (I 167—Rc 209). Das denkende Ich, das „Ich der Apperzeption“, ist nur das Bewußtsein (nicht die Erkenntnis) eines X, welches ein „transzendentales Subjekt“ der Gedanken bedeutet, das nur durch seine Gedankenakte, als seine Prädikate, erkannt werden kann, während wir von ihm abgesondert, für sich allein keinerlei Begriff haben. Das „bestimmende Selbst“ ist rein für sich kein Gegenstand der Erkenntnis, nur die „Form“ alles Vorstellens, ibid. tr. Dial. 2. B. 1. H. (I 352 ff.—Rc 421 ff.). „Daß aber Ich, der ich denke, im Denken immer als Subjekt und als etwas, was nicht bloß wie Prädikat, das dem Denken anhänge, betrachtet werden kann, gelten müsse, ist ein apodiktischer und selbst identischer Satz; aber er bedeutet nicht, daß ich als Objekt ein für mich selbst bestehendes Wesen oder Substanz sei“, ibid. (I 365—Rc 426 f.). Der Satz: Ich kann nicht anders als Subjekt existieren, ist falsch; es muß heißen: „Ich kann im Denken meiner Existenz mich nur zum Subjekt des Urteils brauchen“ (vgl. Paralogismen). Die „Beziehung auf Sich als Subjekt“ ist die „Form des Denkens“. Im Denken dient das Ich „immer zum Subjekt des Bewußtseins“, ibid. 1. H. 2. Anm. (I 358—Rc 438 f.). Das (reine) Ich ist nur „das Bewußtsein meines Denkens“, ibid. 1. H. (I 359—Rc 441). Auf das einfache Ich, die „absolute Einheit der Apperzeption“, bezieht sich „alle Verbindung oder Trennung, welche das Denken ausmacht“, ibid. Widerlegung des Mendelssohnschen Beweises (I 363—Rc 455 f.); aber von einer einfachen Substanz ist hier keine Rede (vgl. Seele). Diese „Einheit des Bewußtseins“ ist nur die „Einheit im Denken, wodurch allein kein Objekt gegeben wird“. Das „Subjekt der Kategorien“ kann dadurch, daß es diese denkt, nicht von sich selbst als einem Objekte der Kategorien einen Begriff bekommen, ibid. (I 365—Rc 462 f.). Durch das bloße Denken des Ich stelle ich mich mir selbst vor, „weder wie ich bin, noch wie ich mir erscheine“, sondern ich denke mich nur wie ein jedes „Objekt überhaupt“, von dessen Art der Anschauung ich abstrahiere. „Wenn ich mich hier als Subjekt der Gedanken oder auch als Grund des Denkens vorstelle, so bedeuten diese Vorstellungsarten nicht die Kategorien der Substanz oder der Ursache; denn diese sind jene Funktionen des Denkens (Urteilens) schon auf unsere sinnliche Anschauung angewandt, welche freilich erfordert werden würde, wenn ich mich erkennen wollte.“ Im Bewußtsein meines bloßen Denkens bin ich „das Wesen selbst“, „von dem mir aber freilich dadurch noch nichts zum Denken gegeben ist“. Hingegen ist der Satz: „ich existiere denkend“ nicht bloß logische Funktion, sondern bestimmt das Subjekt in Ansehung der Existenz vermittelst des inneren Sinnes (s. d.), dem dann das Ich als Erscheinung sich darstellt, ibid. 1. H. Allg. Anmerk. (I 370—Rc 481 ff.).

Das Ich (s. d.) ist das „absolute Subjekt“ seines Denkens, d. h. es kann nicht als Prädikat von etwas anderem gedacht werden. Alles Denken steht in Beziehung zu einem Ich als dem gemeinschaftlichen Subjekt, dem es inhäriert. Das Ich ist „in allen Gedanken“, seine Vorstellung kommt bei allem Denken immer wieder vor, aber es ist keine „stehende und bleibende Anschauung“, und daher ist es nicht als Substanz zu erkennen. Die logische „Einheit des denkenden Subjekts“ ist nicht mit der realen Einfachheit einer Seelensubstanz zu verwechseln (s. Paralogismen). Das Ganze des Gedankens könnte auf „viele Subjekte“ verteilt sein, das „subjektive Ich“ aber kann nicht geteilt und verteilt werden, es ist formale Einheit, die Form der Erfahrung. Das Subjekt des Denkens wird durch das Wort „Ich“ nur „transzendental“ bezeichnet. „Es bedeutet ein Etwas überhaupt (transzendentales Subjekt), dessen Vorstellung allerdings einfach sein muß, eben darum, weil man gar nichts an ihm bestimmt“. „Die Einfachheit aber der Vorstellung von einem Subjekt ist darum nicht eine Erkenntnis von der Einfachheit des Subjekts selbst; denn von dessen Eigenschaften wird gänzlich abstrahiert...“, KrV 1. A. tr. Dial. 2. B. 1. H. 1. Paralogismus (I 729 ff.—Rc 424 ff.).

Das „eigentliche Subjekt“ (das „Substantiale“) an allen Substanzen (s. d.) ist unbekannt. „Die reine Vernunft fordert, daß wir zu jedem Prädikate eines Dinges sein ihm zugehöriges Subjekt, zu diesem aber, welches notwendigerweise wiederum nur Prädikat ist, fernerhin sein Subjekt und so forthin ins Unendliche (oder soweit wir reichen) suchen sollen. Aber hieraus folgt, daß wir nichts, wozu wir gelangen können, für ein letztes Subjekt halten sollen, und daß das Substantiale selbst niemals von unserem noch so tief eindringenden Verstande, selbst wenn ihm die ganze Natur aufgedeckt wäre, gedacht werden könne; weil die spezifische Natur unseres Verstandes darin besteht, alles diskursiv, d. i. durch Begriffe, mithin auch durch lauter Prädikate zu denken, wozu also das absolute Subjekt jederzeit fehlen muß“, Prol. § 46 (III 99); vgl. Seele, Ich. Zu unterscheiden sind das „logische“ oder „intellektuelle“ Ich (s. d.) als das „Subjekt der Apperzeption“ und das „psychologische“ oder „sinnliche“ Ich als das „Subjekt der Perzeption“. Das logische Ich zeigt „das Subjekt zwar, wie es an sich ist, im reinen Bewußtsein, nicht als Rezeptivität, sondern reine Spontaneität“ an, ist aber weiter keiner Erkenntnis seiner Natur fähig, Fortschr. d. Metaph. 1. Abs. Gesch. der Transzendentalphilosophie (V 3,95 f.). Vgl. Ich, Bewußtsein, Seele, Sinn (innerer), Apperzeption, Identität, Seele, Paralogismen, Mensch, Idealismus.