Versetzungszeichen

Versetzungszeichen. (Musik) Sind solche, die den Noten vorgesetzt werden, wenn sie höher oder tiefer als ihre Stelle anzeigt oder als die Tonleiter des Tones, aus dem das Stück geht, erfordert, genommen werden sollen. In unserem angenommenen Notensystem haben nur die Töne c d e f g a h, durch alle Oktaven ihre eigenen Noten. Alle übrige höhere oder tiefere Töne werden durch Versetzungszeichen, die diesen Noten vorgesetzt werden, angezeigt. Sie sind entweder zufällig und stehen unmittelbar vor der Note, die erhöhet oder erniedriget werden soll; in diesem Fall bestimmen sie die veränderte Höhe oder Tiefe der einzigen Note, vor welcher sie stehen oder höchstens aller derer, die in einem Takt auf der nämlichen Stufe stehen, wenn nämlich kein anderes Zeichen, wodurch ihre Geltung wieder aufgehoben wird, vorhergehet: oder sie werden am Anfange des Stücks neben den Schlüssel gestellet und gelten alsdenn durchs ganze Stück1. Sie sind folgende:

a) Erhöhungszeichen.

1) das Kreuz oder Doppelkreuz, welches einen halben Ton2 erhöhet.

2) + das einfache Kreuz, welches die Stelle des vorhergehenden bei solchen Tönen vertritt, bei denen ein vorausgesetzt wird oder die in der Vorzeichnung schon ein haben. b) Erniedrigungszeichen.

1) b, das Be oder das runde Be, welches einen halben Ton erniedriget.

2) b, deutlicher bb, das große oder zweifache Be, welches statt des vorhergehenden b nur solche Töne um einen halben Ton erniedriget, die schon ein b in der Vorzeichnung haben.

c) Das Wiederherstellungs- oder Wiederrufungszeichen. das viereckigte Be oder Be quadrat, welches sowohl die in der Vorzeichnung durch erhöhten Töne um einen halben Ton erniedriget, als auch die durch b erniedrigten um einen halben Ton erhöhet. In diesen Fällen zerstört das bei einer oder etlichen auf einander folgenden nämlichen Noten eines ganzen Takts die Vorzeichnung, wenn seine Geltung nicht vorher durch das oder b derselben wieder aufgehoben wird. Es wird aber auch vor solche Noten gesetzt, die kurz vorher ein oder b, das nicht in der Vorzeichnung befindlich ist, gehabt haben, und hebt dann die Geltung derselben wieder auf, indem es den natürlichen Ton der Tonleiter wiederherstellet.

Es ist nicht gar lange, dass man sich in dieser letzten Absicht des auch nach einem + oder b b bediente und dadurch das oder b der Vorzeichnung wieder herstellte. Dieses war der Eigenschaft des Wiederherstellungszeichens vollkommen gemäß; aber es verursachte, zumal den Ungeübteren, einige Verwirrung im Spielen. Man hat daher nach der Zeit für gut befunden, die durch + zufällig erhöhten und durch b b erniedrigten Töne, durch das und b der Vorzeichnung wiederherzustellen. Im Grunde streitet dieses wieder die Eigenschaft des Erhöhungs- und Erniedrigungszeichens, es fällt aber deutlicher in die Augen und ist bei unserer Einrichtung der Versetzungszeichen, da das zu mehreren Absichten gebraucht wird, der ersten Art vorzuziehen.

  Die Alten bedienten sich ohne Ausnahm des zum Erhöhen und des b zum Erniedrigen, auch da, wo unser angebracht wird. Sie setzten zum z.B. vor Es ein wenn es E und vor Fis ein b, wenn es F werden sollte. Unstreitig ist diese Bezeichnung wegen ihrer Simplicität der unsrigen vorzuziehen: Auch bedeutete in ihren Bezifferungen das allezeit die große und das b die kleine Terz, statt dass aus einer natürlichen Folge unserer Einrichtung die große Terz bald durch bald durch und die kleine ebenfalls bald durch b, bald durch angezeigt werden muss. Es ist zu verwundern, wie man diese simple Art hat verlassen und dafür die unsrige, die durch die verschiedene Bedeutung des so zusammensetzt ist, hat einführen können. Dieses sollte eigentlich niemals etwas anders als ein Wiederherstellungszeichen der Vorzeichnung, wenn dieselbe durch zufällige Kreuze oder Bees zerstöret gewesen, vorstellen.

 

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1 S. Vorzeichnung.

2 Meistenteils sollte dieses der kleine halbe Ton sein, nämlich der Unterschied zwischen der großen und kleinen Terz. Auf unseren Klavieren und Orgeln, wo dieser kleine halbe Ton in anderen Umständen zu klein, und daher unbrauchbar sein würde, kommt statt dessen oder vor. Die Erhöhung des einfachen Kreuzes sollte ebenfalls nur betragen, weil bei diesem Kreuz allezeit ein durch erhöhter Ton vorausgesetzt wird: es ist daher falsch, wenn einige sagen, dass das + einen ganzen Ton erhöhe, weil es unsinnig sein würde von C in +Cis oder von F in + Fis überzugehen. Gleiche Bewandnis hat es mit den Erniedrigungszeichen. Von einem durch erhöhten Ton zu seiner kleinen Sekunde, wie von c nach d, von f nach g etc. ist allezeit ein großer halber Ton; desgleichen von einem durch b erniedrigten Ton zu seiner kleinen Untersecunde als von nach g, von nach f etc.

 


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