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Kinderkrankheiten

8) Eine ganz vorzügliche Aufmerksamkeit und die treueste und sorgfältigste Pflege erfordern aber die Kinder in den bekannten hitzigen Kinderkrankheiten, den Masern, dem Scharlachfieber, den Röteln, den Pocken, der häutigen Halsbräune (dem Croup) und dem Keuchhusten. Unter diesen Krankheiten, welche übrigens manche Menschen auch erst im erwachseneren Alter befallen, zeichnen sich die Pocken oder Menschenblattern durch ihre Allgemeinheit und Bösartigkeit ganz besonders aus. Daher ist es als eine unschätzbare Wohltat für das Menschengeschlecht zu betrachten, dass die Vorsehung uns gerade gegen diese Seuche, durch welche eine Unzahl von Menschen um ihr Leben oder um ihr Gesicht, um ihr Gehör oder sonst um ihre Gesundheit gekommen sind, in den Kuhpocken ein sehr kräftiges Schutzmittel geschenkt hat. Denn in den bei weitem meisten Fällen bewirkt das Einimpfen der Kuhpocken, dass die Menschenpocken ganz wegbleiben, und in den Fällen, in welchen diese doch noch erscheinen, zeigen sie sich wenigstens viel gutartiger; nie aber hat das Einimpfen der Kuhpocken irgend einen Nachteil für die Gesundheit. Darum ist es eine offenbare Pflicht der Eltern und deren Stellvertreter, die Kinder wo möglich in ihrem ersten Lebensjahre durch einen sachkundigen Arzt impfen zu lassen. Die Behörden und Ärzte verdienen aber um desto mehr Anerkennung, je allgemeiner sie die Kuhpockenimpfung durch alle Stände des Volkes zu verbreiten suchen. (Vgl. Siebenhaar a. a. O. S. 44—48.) — Auch die wiederholte Impfung der Schutzpocken bei ein und demselben Individuum alle fünf bis zehn Jahre, oder noch öfter, zumal zur Zeit herrschender Pockenepidemien, — die sogenannte Revakzination ist ein wichtiger, nicht zu versäumender Gegenstand, dessen hohen Wert man erst seit wenigen Jahren erkannt und der die hohen Regierungen in Preußen, Bayern, Österreich etc. bestimmt hat, dieselbe bei allen Rekruten im Militär anzubefehlen.