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Mitleid

Mitleid. „Eine gewisse Weichmütigkeit, die leichtlich in ein warmes Gefühl des Mitleidens gesetzt wird, ist schön und liebenswürdig; denn es zeigt eine gütige Teilnehmung an dem Schicksale anderer Menschen an, worauf Grundsätze der Tugend gleichfalls hinausführen. Allein diese gutartige Leidenschaft ist gleichwohl schwach und jederzeit blind.“ „Wenn dagegen die allgemeine Wohlgewogenheit gegen das menschliche Geschlecht in euch zum Grundsatze geworden ist, welchem ihr jederzeit eure Handlungen unterordnet, alsdann bleibt die Liebe gegen den Notleidenden noch; allein sie ist jetzt aus einem höheren Standpunkte in das wahre Verhältnis gegen eure gesamte Pflicht versetzt worden.“ Die „mitleidige Eigenschaft“ ist zwar liebenswürdig, hat aber doch nicht die „Würde der Tugend“. Das Mitleid gehört nur zu den „adoptierten Tugenden“, Schön, u. Erh. 2. Abs. (VIII 14 ff.); vgl. Sittlichkeit. „Die innere Bekümmernis über das Unvermögen zu helfen oder über die Aufopferung, wenn man hilft, ingleichen über die eigene Feigheit, welche uns glauben macht, daß andere viel leiden, da sie gleich es billig ertragen könnten, macht das Mitleiden. Übrigens ist dieses kein großes Gegenmittel gegen den Eigennutz. — Diese Triebe sind insgesamt bei natürlichen Menschen sehr kalt“, Bruchstücke aus d. Nachlass (VIII 308). Vgl. Mitgefühl, Liebe, Neigung.