6. Erziehung und Unterricht


Vorerst also musst du wissen, dass die Kleidung der Männer und Frauen fast die gleiche und eine für den Krieg passende ist, nur dass die Toga der Frauen über das Knie geht, die der Männer nicht bis zum Knie reicht.

Alle ohne Unterschied werden in sämmtlichen Künsten unterrichtet. Nach Ablauf des ersten und noch vor Beginn ihres dritten Jahres fangen sie an das Alphabet auf den Wänden und die Sprache zu erlernen, indem sie dabei auf- und abwandeln; die Kinder sind in vier Scharen abgeteilt und vier Greise führen diese und erteilen ihnen den Unterricht.

Nach einiger Zeit wird die Jugend im Turnen, Wettlaufen, im Wurfscheibenspiel und in anderen Spielen eingeübt, wodurch alle Glieder gleichmäßig gekräftigt werden. Haupt und Füße sind bis zum siebenten Jahre immer nackt. Man führt alle miteinander in die verschiedenen Werkstätten, zum Schuster, zum Schneider, zum Schmiede, zum Tischler, in die Malerateliers, in die Küchen u.s.w. Damit sich die Talente auf diese Weise für ein Fach entscheiden.

Nach dem siebenten Jahre, wenn sie in der Mathematik die ersten Kenntnisse erworben haben, werden sie mittelst der Abbildungen auf den Mauern in allen Naturwissenschaften unterrichtet.

Für die vier Abteilungen gibt es vier Lehrer und so werden sie in vier Stunden alle vier vorgenommen; denn während die einen körperliche Übungen machen, die anderen im Dienste des Gemeinwesens tätig sind, treiben wieder andere geistige Arbeit.

Diesen reihen sich höhere Mathematik, Medizin und die anderen Wissenschaften an. Beständige Disputierübungen und wissenschaftliche Streitfragen werden unterhalten und diejenigen, die sich in einer Wissenschaft oder in einer mechanischen Fertigkeit besonders auszeichnen, werden zu Obrigkeiten ernannt und jedermann betrachtet sie als Vorbilder und Richter.

Ackerbau und Viehzucht werden aus unmittelbar praktischer Anschauung erlernt, die Solarier halten jemand für einen um so vorzüglicheren und edleren Menschen, je mehr Handwerke er erlernt hat und verständig auszuüben versteht. Darum verspotten sie uns deswegen, weil wir die Handwerke etwas Niedriges und gerade Diejenigen edelgesinnt nennen, die kein Handwerk erlernt haben, sondern im Müssiggang leben und eine Menge von Sklaven halten, die dem Müssiggang und den Lüsten der Herren zu dienen bestimmt sind; wie aus einer Schule des Lasters gehen daraus ganze Scharen verkommener Subjekte und Übeltäter zum Verderben des Staates hervor.


 © textlog.de 2004 • 19.03.2024 09:57:40 •
Seite zuletzt aktualisiert: 08.11.2006 
bibliothek
text
  Home  Impressum  Copyright