Zum Hauptinhalt springen

Rein

Rein: frei von allem Erfahrungsstoff, von der Empfindung, vom Sinnlichen überhaupt; aus der Gesetzlichkeit des Geistes (des Verstandes oder der Vernunft) entspringend; in dieser seiner „Form“ (s. d.), mit Abstraktion vom Stoffe (des Erkennens, des Wollens) fixiert, als Grundlegung der Theorie oder (sittlichen) Praxis. Von den Erkenntnissen a priori (s. d.) heißen diejenigen „rein“, „denen gar nichts Empirisches beigemischt ist“. „So ist z. B. der Satz: eine jede Veränderung hat ihre Ursache, ein Satz a priori, allein nicht rein, weil Veränderung ein Begriff ist, der nur aus der Erfahrung gezogen werden kann“, KrV Einl. I (I 48—Rc 47). „Es heißt aber jede Erkenntnis rein, die mit nichts Fremdartigem vermischt ist.“ „Besonders aber wird eine Erkenntnis schlechthin rein genannt, in die sich überhaupt keine Erfahrung oder Empfindung einmischt, welche mithin völlig a priori möglich ist“, KrV 1. A. Einl. (I 67 Anm.—Rc 82). — „Ich nenne alle Vorstellungen rein (im transzendentalen Verstände), in denen nichts, was zur Empfindung gehört, angetroffen wird“, KrV tr. Ästhet. § 1 (I 76—Rc 93). Die „reine Form sinnlicher Anschauungen“ (oder „der Sinnlichkeit“) heißt auch selbst „reine Anschauung“ (vgl. Anschauungsform). Jene apriorischen Erkenntnisse sind „rein“, 1. denen gar nichts Empirisches beigemischt ist, 2. die von nichts Empirischem abhängig sind. Nur in dieser letzteren Bedeutung wird das Wort „rein“ in der Kritik der reinen Vernunft gebraucht. Der Satz: „alles Veränderliche hat eine Ursache“ ist nur rein in der zweiten, nicht in der ersten Bedeutung (welcher der Satz: „alles Zufällige hat eine Ursache“ gemäß ist), Gebrauch teleolog. Prinzipien (VIII 159). „Rein“ sind geistige Vermögen, sofern sie „a priori gesetzgebend“ sind, KU Einl. III (II 15). „Alle Erkenntnisse sind entweder empirisch, sofern sie Empfindungen voraussetzen, oder reine Erkenntnisse, sofern sie keine Empfindung zum Grunde haben.“ Letztere sind a) conceptus singulares (intuitus puri), b) allgemeine reine Vernunftbegriffe, N 3955; vgl. 3957. „Rein ist, was von allem Fremdartigen abgesondert ist“, N 4728. Vgl. Anschauung (reine), Begriff, Denken, Bewußtsein, Apperzeption (transzendentale oder reine), Wille, Gesinnung, Vernunft, Kritik, Geschmacksurteil, Synthese, Ich, A priori, Einbildungskraft, Logik, Transzendental, Religion.