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Äther

Äther. Der Äther ist eine „alles durchfließende Materie“. „Der Äther ist durch die Attraktion aller Materie des Universums zusammengedrückt und ist die Gebärmutter aller Körper und der Grund alles Zusammenhanges.“ „Seine drückende Kraft kann nicht die Ursache der Schwere sein, weil das Drücken selbst allererst eine Ursache haben muß.“ Die Materie ist ein in verschiedene Grade „verdichteter Äther“. Alle Materien „bestehen aus Äther, der in verschiedenem Grade angezogen wird“, Lose Bl. D 20; vgl. N 44, 50 ff. (Der Äther ist „nicht eine besondere Art Materie, sondern alle Materien bestehen aus Äther“.) Vgl. De igne Propos. VIII (VII 264).

Der Äther oder allgemeine „Wärmestoff“ („Feuerstoff“), die „materia prima“ liegt allen besonderen Stoffen zugrunde und ist die erste Ursache aller bewegenden Kräfte. Er ist flüssig, nicht elastisch, wägbar. Seine Wirklichkeit steht a priori fest, da er eine Bedingung der „Einheit des Ganzen möglicher Erfahrung“ ist. Wenn bewiesen werden kann, daß die Einheit des Ganzen möglicher Erfahrung auf der Existenz eines allgemeinen „Wärmestoffes“ beruht, so ist dessen Wirklichkeit a priori aus Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung zum Behuf der Möglichkeit derselben bewiesen, Altpreuß. Mth. XIX 76. Die Existenz einer „allverbreiteten, alldurchdringenden und allbewegenden Materie, welche den Weltraum erfüllt, muß als Gegenstand möglicher Erfahrung postuliert werden“, ibid. XIX 77 f. „Das Objekt einer allbefaßten Erfahrung enthält in sich alle subjektiv-bewegende, mithin sinnlich affizierende und Wahrnehmungen wirkende Kräfte der Materie, deren Gesamtheit Wärmestoff heißt als die Basis dieser allgemeinen Krafterregung, welche alle (physischen) Körper und hiermit auch das Subjekt selbst affiziert, und aus dessen synthetischem Bewußtsein, welches nicht empirisch sein darf, die formale Bedingungen dieser die Sinne bewegenden Kräfte in Anziehung und Abstoßung entwickelt werden“, ibid. XIX 78 f. Dieser Stoff ist nicht als an sich existierend anzunehmen, sondern „subjektiv als die Basis der Vorstellung (für) das Ganze einer Erfahrung“ und objektiv als „Prinzip der Vereinigung der bewegenden Kräfte der Materie“. „Nicht als Hypothese für wahrgenommene Objekte, um ihre Phänomene zu erklären, sondern unmittelbar, um die Möglichkeit der Erfahrung selbst zu begründen, ist er durch die Vernunft gegeben“, ibid. XIX 79. Der „Wärmestoff“ ist eine „allverbreitete, alldurchdringende, innerlich in allen ihren Teilen gleichförmig bewegende und in dieser inneren Bewegung (agitatio) beharrlich begriffene Materie, welche ein den Weltraum als Elementarstoff einnehmendes (occupans) und zugleich erfüllendes (replens), absolutes, für sich bestehendes Ganze ausmacht, dessen Teile, in ihrem Platze . .. kontinuierlich einander und andere Körper unablässig agitierend, das System in beständiger Bewegung erhalten und als äußeres Sinnenobjekt die bewegenden Kräfte enthalten“. Negativ ist diese Materie „imponderabel, incoercibel, incohaesibel und inexhaustibel“, ibid. XIX 123 f. Der Begriff des Wärmestoffs enthält zugleich „als die Basis der primitiven Wirkungen der Materie im Raum das oberste Prinzip des Fortgangs der metaph. A. G. der N. W. (metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft) zur Physik“. Der Beweis von der Existenz dieses Stoffes wird nach dem Identitätsprinzip geführt. „Man zeigt nämlich, daß die Annehmung einer solchen Materie, welche den Grund der Möglichkeit der Erfahrung (enthält). . . mit dem Begriffe des Ganzen derselben einerlei sei, indem bewiesen wird, daß jene notwendig zur Möglichkeit Einer Erfahrung zusammenstimme“, ibid. XIX 26 f.

„Der Übergang von einem Objekt der Sinne zum andern kann nicht Erfahrung sein bei einem dazwischen liegenden Leeren, sondern beide können nur vermittels des dazwischen liegenden Objekts der Wahrnehmung, welches eine bewegende Kraft und reeller Stoff ist untereinander in Einer Erfahrung verbunden sein.“ „Also liegt ein reeller Stoff (Wärmestoff) zum Grunde der Möglichkeit der bewegenden Kräfte und ihrer Verbindung zu einer Erfahrung.“ Dieser Stoff („der perzeptible Raum“) macht den Raum zu einem Gegenstand möglicher Erfahrung; er wird postuliert, als Basis der Verknüpfung aller bewegenden Kräfte der Materie, ibid. XX 110 ff.; vgl. XXI 105 ff. „Der Weltstoff“ durchdringt alle Körper, Räume; auf seinen ursprünglich bewegenden Kräften der Anziehung und Abstoßung beruht alle Figur und Textur als Körper, ibid. XXI 114. Er ist in einer „beständig oszillierenden Bewegung“, ibid. XXI 121 ff., vgl. 130 ff. Er ist der allgemeine, dabei einzelne Gegenstand der einen allgemeinen, allbefassenden (äußeren) Erfahrung (ibid); er ist eine Voraussetzung zur Einheit äußerer Erfahrung, ibid. XXI 37 ff. Die absolute Einheit dieser Erfahrung ist zugleich die „Einheit des gesamten Stoffes“, ibid. XXI 39 ff. Vgl. Materie, Welt.