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Der Achtstundentag

»Man sollte doch wohl die Hitlerbanden rüsten lassen. Denn Schießen ist die einzige Art, wie Deutschland Politik zu machen versteht.«

Morus

Der französische Arbeitsminister, Herr Justin Godart, hat mir eine Unterredung gewährt. Dies der Extrakt seiner Meinung über den Achtstundentag:

»Frankreich ist fest entschlossen, das Abkommen von Washington, das die internationale Festlegung des Achtstundentages zum Inhalt hat, in Gemeinschaft mit den großen europäischen Industriestaaten zu ratifizieren. Das französische Kabinett ist einstimmig der Ansicht, dass die von Deutschland vorgebrachten Einwände gegen den Achtstundentag nicht stichhaltig sind. Weder das Sachverständigengutachten noch die Reparationen berechtigen Deutschland zu seiner Weigerung: das Gutachten sieht ausdrücklich die gerechte und gleiche Verteilung der entstehenden Lasten auf alle Schichten vor und will die Verpflichtungen nicht allein auf die Arbeiterklasse abgewälzt haben. Was die Reparationen betrifft, so hat Frankreich seine eignen Wiederaufbauarbeiten auch mit dem Achtstundentag vollbracht. Die internationale Regelung der Arbeitszeit wäre eine Stärkung des Wirtschaftsfriedens und eine Ausschaltung der überflüssigen Konkurrenzanstrengung unter den europäischen Staaten. Deutschland ist in seinen Entschließungen frei; tanzt es aus der Reihe, so steht es auch in dieser Frage isoliert da und hat sich die wirtschaftlichen Folgen zuzuschreiben. Die Aufforderung, sich dem Washingtoner Abkommen anzuschließen, ist ein Appell an die deutsche Demokratie und an die deutschen Arbeiter.«

Im Juni hat in Genf ein Internationaler Kongreß für Arbeitsfragen stattgefunden, und es war alles da, was auf diesem Gebiet gut und teuer ist. Jeder Staat hatte seine Verantwortlichen, seine besten Leute gesandt. Deutschland Herrn Leymann. Wer kennt Herrn Leymann nicht? Auf der andern Seite hatten die Franzosen ihren Arbeitsminister, die Tschechen, die Engländer hatten Leute ersten Ranges – für Deutschland kam Herr Leymann. Kam, sprach und zerschlug in Gemeinschaft mit dem Großindustriellen Herrn Vogel, was nur an Porzellan zu zerschlagen war.

Am 23. November 1918 hat Deutschland den Achtstundentag gesetzlich eingeführt. Die Entwicklung ist bekannt: dank der gradezu trostlosen Führung der deutschen Sozialdemokraten, die in keiner Weise geistig vorbereitet in diesen Kampf gingen und deren äußerste Anstrengung – wie bei allen dummen Menschen – nur von einer gewissen Bauernschlauheit und Gerissenheit zeugte, fiel eine Position nach der andern. Diese im Herbst 1923. Seitdem haben wir den »modifizierten« Achtstundentag; seitdem haben wir ihn nicht mehr.

Der Kongreß war über den Achtstundentag ziemlich einer Meinung. Besonders auf englischer Seite standen Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Regierungsvertreter geschlossen dafür. Die Tschechen vorbehaltlos dafür. Sonst kaum Einwände. Godart verkündete, dass er der französischen Kammer so bald wie möglich einen Gesetzentwurf über die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens vorlegen wolle. Die Polen: dafür. Die Schweiz: Ablehnung der Abschaffung des Achtstundentages durch Volksentscheid. Der Engländer, Herr Poulton: »Die Vermehrung der Arbeitsleistung hat keine Produktionssteigerung zur Folge.« Ausprobiert. Daß der Achtstundentag auch in dem Vertrag von Versailles (»der die Arbeiter knechtet«) im Artikel 427 gefordert wird, nebenbei. Alle Vertreter sind sich über die einheitliche Regelung dieser sicherlich nicht einfachen Materie einig. Godart weist noch einmal warmherzig und vernünftig auf die Wichtigkeit der acht Stunden für das Familienleben der Arbeiter hin. Dann steht Herr Leymann auf. (Daß Herr Brauns, oder wer ihn sonst geschickt, nur einen Vertreter auf Lager hat, der kein Französisch und kein Englisch kann, versteht sich bei uns von selbst.) Und Herr Leymann spricht:

»Im Herbst 1923 hat eine Summe von ungünstigen Umständen eine grundlegende Wandlung der deutschen Nationalwirtschaft hervorgerufen.« (Ich zitiere nach dem französischen Protokoll.) »Die Besetzung der Ruhr und ihre bekannten Folgen, die außergewöhnliche Preissteigerung der Transportunkosten in Deutschland, der Zusammenbruch der Währung und ferner die sogenannten Micum-Verträge haben die Grundlagen des deutschen Wirtschaftslebens erschüttert.« Hierauf: »Die Zahl der Arbeitslosen hat sich um fünf Millionen erhöht.« Und das, um die Abschaffung des Achtstundentages zu verteidigen –! Man habe »durch Kollektivverträge« die Zahl der Arbeitsstunden geregelt. (Der Kongreß konnte nicht wissen, dass diese »Verträge« sehr einseitiger Natur waren – auf der einen Seite die wahren Kriegsgewinner, auf der andern eine völlig machtlose, ausgehungerte Arbeiterschaft.) Und dann, emporgereckt, wie nur je ein deutscher Regierungsvertreter, wenn er eine Dummheit macht: »Die deutsche Regierung sieht sich zur Zeit außerstande, den Zeitpunkt, wo Abänderungen (der Abschaffungsverordnung von 1923) eingeführt werden können, genau anzugeben, noch auch das Maß dieser etwaigen Abänderungen. Sie sieht sich verpflichtet, sich alle Handlungsfreiheit auf diesem Gebiet vorzubehalten. Im Namen der deutschen Regierung habe ich außerdem zu erklären, dass Deutschland in keinerlei Erörterungen über den Gedanken einer Art internationaler Kontrolle über seine Arbeitszeit eintreten kann. Ein solcher Eingriff in seine Souveränität wäre unerträglich.« Bumm. Dies hüben.

Drüben keine Spur von einer Kontrollanmaßung, nicht das leiseste Anzeichen eines Eingriffs in jene Souveränität, die natürlich in einem europäischen Wirtschaftskörper gar nicht mehr existiert, gar nicht existieren kann ohne die schwersten Schädigungen für alle in diesen Gesamtorganismus Verflochtenen. Wenn wir unrecht tun, dann sind wir allemal souverän. Und dann geht Herr Leymann ins Theoretische über.

»Nun, wie kann man die Produktion heben? Nur durch zwei Mittel: durch Vermehrung der fabrizierten Waren oder durch Verminderung des Konsums.« Und das darf – auf Staatsunkosten – zu einem internationalen Kongreß für Arbeitsfragen reisen! Dieses Hirn, das heute noch nicht begriffen hat, dass man den Konsum nicht töten, sondern heben muß, dass sinnloses Schuften nicht einmal dem Unternehmer auf die Dauer nützt, aber die ganze übrige Welt außer Rand und Band bringt – dieses Hirn repräsentiert ein Volk wie das deutsche, und das muckt und rührt sich nicht. Er behauptet, dass die zu Hause geübte Vermehrung der Arbeitszeit die Produktion hebe, und dann kommt diese echt deutsche Klausel: man wolle den Achtstundentag nicht aufheben, sondern nur modifizieren. Für so feine, faule Unterschiede hat allerdings der Kongreß kein Ohr.

Zunächst entsteht dem Regierungsvertreter ein sehr erheblicher und sehr schlagfertiger Gegner in Hermann Müller. (Das ist nicht etwa der Führer der Sozialdemokraten; als ich drei Zeilen der gut sozialistischen, anständigen und charakterfesten Rede gelesen hatte, war mir klar, dass es nur der Gewerkschaftler sein konnte.) Der deutsche Arbeitervertreter hatte es so einem Gegner gegenüber, wie Herr Leymann einer ist, leicht, machte es sich aber nicht leicht, sondern ging gescheit und gründlich auf alle Fragen ein. »Man muß sich einmal den Zeitpunkt ansehen, den die deutsche Regierung für ihre Haltung gewählt hat, als sie den Achtstundentag abschaffte«, sagte er. »Sie hat dazu einen Augenblick gewählt, wo die deutschen Gewerkschaften durch die dauernde Inflation verarmt waren … Was wir den Unternehmern so vorwerfen, ist grade, dass sie die Zeit der Inflation und die großen Gewinne, die sie durch diese Inflation erzielt hatten, nicht dazu benutzt haben, die Herstellungsverfahren und ihre Fabrikeinrichtungen zu vervollkommnen … Sicherlich kann ausnahmsweise einmal unter gewissen Umständen die Vermehrung der Arbeitszeit eine Steigerung der Produktion herbeiführen, aber doch nur, wenn die Arbeiter eine solche Verlängerung der Arbeitszeit gutwillig annehmen.« Dann allerdings fuhr er fort, mehr guten Willen als die Erkenntnis der eignen Macht bezeugend: »Ich stehe nicht an, hier laut auszusprechen: Wir werden in Deutschland den Achtstundentag wiederbekommen, und wir werden alles tun, um ihn aufrechtzuerhalten.« (Da tut er nun so, als hätten wir noch eine Sozialdemokratie mit Klassenkampf. Wie sagt die Pleite? »Klassenkampf? Wat ist denn det for'n Dings? Mensch, da lachste links!«) Und zum Schluß, statt den Porzellanladen, wie seinen Vorredner, einzuschlagen, erklärt er ruhig und bedächtig: Wenn man eine Rundfrage über die Arbeitszeit in Deutschland veranstalte, dann müßte man sie auch in den andern Staaten veranstalten.

Sagte ich vorhin etwas Unfreundliches über Herrn Leymann? Aber ich vergaß Herrn Vogel. Herr Vogel hat sich selbst abgeschossen.

»Die deutschen Arbeitgeber sind keine prinzipiellen Gegner des Achtstundentages.« I, wo werden sie denn! Nur anwenden möchten sie ihn nicht gern.

»Aber sie sind Gegner der allzu strikten Anwendung dieses Prinzips.« Was ein Grundsatz mit Löchern ist, das begreift man wohl nur in Deutschland. Und, mit geschwellter Brust: »Nun, wenn wir deutschen Unternehmer bis jetzt unsre deutsche Industrie unangetastet oder so gut wie unangetastet erhalten haben, so geschah das hauptsächlich aus Patriotismus … « Auf Wiedersehn. Er ist betrübt, dass man ihm auf Grund seiner Sprüche auf dem Kongreß Hinterhältigkeit hat vorwerfen müssen, spricht von eingetretenen »Faktoren« (vielleicht hat er auch »Einstellung« gesagt, aber das gibt es zum Glück auf französisch nicht). Und dann kriegt es der Landsmann Müller. Vor versammeltem Publikum.

Der Herr Vogel packt den internsten Familienknatsch aus, einen Brief von Legien, Gott weiß was. Spricht von der »sozialen Gesetzgebung des Reiches« – weiß das bei uns nicht jedes Schulkind? (Es merkt zwar nichts davon, lernt es aber im Unterricht.) Und dann eine Perle: »Wenn Sie nicht dulden, dass Deutschland so viel arbeitet, wie es zu arbeiten wünscht, oder doch mindestens so viel, wie für den Wiederaufbau notwendig ist … «

So viel zu arbeiten, wie es wünscht … Man muß die Arbeitertrupps einmal morgens in den Frühzügen der berliner Vorortbahnen gesehen haben, um zu wissen, was sie wünschen. Ach, sie können sich gar nicht halten! Sie wünschen immerzu. Vor allem wohl, mit Herrn Vogel und seinesgleichen einmal ein halbes Stündchen allein zu sein. Und zu arbeiten …

Hermann Müller antwortete außerordentlich taktvoll und klug. Er fuhr mit Vogeln ab, indem er sagte: Wir wollen das Weitere zu Hause abmachen. Und gab ein besseres Beispiel internationaler Lebensart als dieser Deutsche da, der – weil es ans Portemonnaie ging – sich nicht scheute, einen Landsmann vor einer großen Versammlung Fremder bloßzustellen.

Der Generalsekretär des Kongresses bewies dann noch einmal Deutschland klipp und klar, dass seine Einwände Vorwände seien. (Der französische Arbeitsminister gebrauchte mir gegenüber diesen Ausdruck wörtlich ebenso: »des prétextes«.) Er zeigte noch einmal, dass nicht das Sachverständigengutachten, nicht die Reparationspflichten und nichts auf der Welt schuld an der Abschaffung des deutschen Achtstundentages sei als eben der Wille der deutschen Unternehmer, der Wille der deutschen Regierung. Und betonte: Es fällt keinem Menschen ein, Deutschland deshalb anzuklagen, Deutschland deshalb Vorhaltungen zu machen, sich in innerdeutsche Verhältnisse einzumischen. Aber dieses System, aus den ausgepowerten Arbeitern nun auch noch das Letzte herauszuholen, sei eine schwere Beunruhigung für die Nachbarn, deren Unternehmer dann sofort einhaken, auf die – sicherlich nicht sehr faire – Konkurrenz hinweisen und sagen würden: »Wenn es da gemacht wird, müssen wir auch.« Und die Arbeiter aller Länder hätten den Schaden. Und er setzte noch eine bittre Wahrheit obendrauf.

»Inwieweit hat Deutschland die Situation selbst auf die Spitze getrieben?« Und dann kommt eine klare, unerbittliche Schilderung der deutschen Wirtschaft, die der Einsicht, der Kenntnis und dem Scharfblick des Kongresses alle Ehre macht. Nochmals wird betont: Die Fanfare des souveränen Herrn Leymann war gänzlich überflüssig – niemand denkt daran, Deutschland anders als höflich darauf aufmerksam zu machen, dass es mit seiner Aufhebung des deutschen Achtstundentages der ganzen Welt einen schlechten Dienst erweise; niemand denkt vorläufig daran, einen andern als einen moralischen Druck auf das widerspenstige, von seinen Unternehmern widerstandslos beherrschte Land auszuüben. Die Fragen der Reparation und der Arbeitszeit seien völlig voneinander zu trennen. Schon deshalb – und da saß der Vogel gefangen –, weil man ja gar nicht wüßte, ob die Ersparnisse: ob die Überschüsse, die durch die Verlängerung der Arbeitszeit erzielt würden, auch wirklich zur Abgeltung der Reparationen aufgewendet werden würden!

Nochmals, zum Schluß, auf das schärfste betont:

»Also: keine Kontrolle, keine internationale Beaufsichtigung der deutschen Arbeit. Was wir verlangen, ist die in internationaler Übereinkunft abgegebene Garantie, dass die Beschlüsse der Sachverständigen berücksichtigt werden.«

Niederlage auf der ganzen Linie.

Wir werden ja sicherlich bald bei unserm Gesinnungsfreund Kuczynski, dem frühem Direktor des Berliner Statistischen Amts, einem der wenigen Fachleute, die eine anständige Gesinnung haben, lesen und lernen, was das für uns bedeutet.

Was in Frankreich vorgeht, ist ganz klar.

Die Persönlichkeit Justin Godarts spricht für die absolute Ehrlichkeit seiner Absichten. Er kommt mit Herriot aus Lyon, war schon im Kriege einmal Unterstaatssekretär und ist ein ehrlicher, auf allen Seiten als durchaus überzeugungstreu geschätzter Radikal-Sozialist. Und heißt nicht Brauns. Ob er so schöne wissenschaftliche Artikel wie Herr Hilferding schreiben kann, weiß ich nicht. Aber er ist ein Sozialist, einer, der, zum Beispiel, bereits erfolgreich gegen die Nachtarbeit der Bäcker angegangen ist.

Nach dem Kongreß fand hier in Paris eine kleine Konferenz zwischen Tom Shaw, dem englischen Arbeitsminister, Godart und Albert Thomas, dem Direktor des Internationalen Arbeitsamts, statt, an der sich zum Schluß auch Herriot beteiligte. Da war kein Schatten eines Mißverständnisses: Es soll ratifiziert werden. Spielt Deutschland nicht mit, »so macht es sich in diesen Kreisen verdächtig … «.

Und kaum war diese kleine Konferenz vorbei, so meldete sich Belgien: es sei damit völlig einverstanden und werde nächstens seinen Arbeitsminister, Herrn Eschoffen, gleichfalls schicken.

Die Einigkeit, die der Kongreß unter Brantings Präsidium erzielt hat, ist vollkommen. Thesen, Zeitungsaufsätze, Erklärungen, immer wieder; Godart in Genf am 4. Juni: »Wir werden nicht an den Errungenschaften (des Achtstundentages) rütteln lassen.« Überschrift eines Leitartikels in L'Ere Nouvelle: »Achtung dem Achtstundentag!« Jules Uhry, ein Abgeordneter aus dem Oise-Departement, schreibt da: »In Wahrheit ist der Achtstundentag, wie ich das auch in der Kammer in meiner Diskussion mit dem Marquis von Dion auseinandergesetzt habe, unbedingt nötig, wenn wir nicht kümmerliche und entartete Arbeiter haben wollen.« Es gibt also eine Regierung, die solchen Willen besitzt.

Welch ein freches Spiel, jetzt Schwierigkeiten zu machen! Herriot hats, bei Gott, nicht leicht – es ist in Wahrheit »eine Herkulesarbeit«, die er zu verrichten hat.

Frankreich weiß, was es zu tun hat, und es ist gut informiert. Ich spreche gar nicht von so ausgezeichnet unterrichteten Männern wie Grumbach vom Quotidien, von Viktor Basch – man kann hören, wen man will: in dieser Frage sind alle Politiker einig, die hinter der Linksregierung stehen. Und das sind immerhin nicht wenige.

Bei uns –?

Bei uns treten sie in Erwägungen ein, sind realpolitisch »eingestellt« und haben die Hosen voll Taktik.

Unsre Politiker sind derart zurückgeblieben, dass sie für unmöglich halten, auch auf ehrliche Weise Politik zu machen. Sie wittern hinter jeder offenen Erklärung feingefädelte Intrigen, Diplomatenkniffe der alten Schule – wir schreiben das Jahr 1924, und sie spielen immer noch Scribe. »Frankreich richtet einen Appell an die deutsche Demokratie? Das ist ein besonders raffinierter Schachzug – damit will sich das Land nur ins moralische Recht setzen, aber wir fallen nicht darauf hinein.« Bei Wilhelm waren sie weniger kritisch.

Und wissen nicht, was um sie herum vorgeht, kennen von der Welt nichts, sehen nichts und lassen die kümmerlichsten Exemplare reisen, die da glauben, wunder was zu tun, wenn sie »den Franzosen nicht alles sagen«. Hier ist zu sagen nichts mehr nötig. Nur vielleicht diese Sätze von Karl Marx:

»Die Zeit ist der Saum der menschlichen Entwicklung. Ein Mensch, der über keine freie Zeit zu verfügen hat, dessen ganze Lebenszeit, abgesehen von den bloß physischen Unterbrechungen durch Schlaf, Mahlzeiten und so weiter, durch seine Arbeit für den Kapitalisten in Anspruch genommen wird, ist weniger als ein Lasttier. Er ist eine bloße Maschine zur Erzeugung von fremdem Reichtum, körperlich gebrochen und geistig vertiert. Und doch zeigt die ganze Geschichte der modernen Industrie, dass das Kapital, wenn es nicht im Zaume gehalten, rücksichtslos und unbarmherzig daran arbeiten wird, die ganze Arbeiterklasse auf diesen äußersten Stand der Herabwürdigung zu bringen.«

Die deutschen Arbeiter sollen wenigstens wissen, wem sie das verdanken.

Ignaz Wrobel
Die Weltbühne, 31.07.1924, Nr. 31, S. 165.