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Sozialdemokrat

Sozialdemokrat wurde seit der im August 1869 zu Eisenach erfolgten Konstituierung der „sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ zum offiziellen Parteischlagwort von weittragendster Bedeutung. Die Geschichte des Ausdrucks freilich führt ein gut Teil weiter zurück. Er tritt bereits in den vierziger Jahren entgegen, natürlich ohne diese bestimmte programmatische Färbung. So veröffentlichte Arnold Ruge im Jahre 1849 eine Schrift unter dem Titel „Der sozial-demokratische Freistaat“. Wiederholt gebraucht ihn auch Karl Vogt, Untersuchungen (1851). Er schreibt darin S. 19: „Die Sozial-Demokraten waren aufs Neue im monarchischen Bundesstaat". Oder S. 21: „Der dumme Konstitutionalismus der Bienen mit seinen ewig wiederkehrenden Revolutionen und der Unmöglichkeit eines Fortschritts durch dieselben zu höherer Staatsform erklärte sich ebenso sehr durch die ewig gleichförmige Nahrung, als der sozial-demokratische Ameisenstaat mit seiner individuellen Anarchie und dem hohen Verstand des Einzelnen seinen Grund in der unendlich wechselnden Nahrung fand.“

Großen Einfluß auf die Ausbildung des Schlagworts gewann aber namentlich Lassalle, der es z. B. 1, 122 (1863) als entschieden nützlich erklärt, „Die sozialdemokratischen Forderungen so früh als möglich im Volk zu verbreiten, damit sie im geeigneten Augenblick um so weniger auf Hindernisse stoßen!“ Unter dem Titel „Sozialdemokrat“ erschien vom 1. Januar 1865 in Berlin ein eigenes Parteiorgan. Vergl. den Kladd. 1865, 23 und 27. Aber auch ein charakteristisches Gegenstück zu dem zugkräftigen Schlagwort blieb nicht aus. Ich meine das Stichwort Sozialaristokrat. Siehe darüber die Bemerkung bei Langbehn, Rembrand als Erzieher, 4. Aufl. (1890) S. 149: „Vielleicht ergibt sich mit der Zeit auch für Deutschland das einzige dauernd wirksame Mittel gegen die Sozialdemokratie: nämlich eine auf überlieferten geschichtlichen Zuständen beruhende und darum mit den gesunden Elementen der niederen Volksklasse einige Sozialaristokratie.“ Arno Holz schrieb dann eine Komödie unter dem Titel „Sozialaristokraten“.