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Schweigetaler

Schweigetaler, ein von Hoffmann von Fallersleben in Kurs gesetzter satirischer Ausdruck für die vom König Friedrich Wilhelm IV. ausgesetzten Jahresgehälter für loyale Dichter und Schriftsteller. Er überschrieb 4, 301 mit diesem Worte ein vom 9. Juni 1843 datiertes Gedicht und verwies zur Begründung aus Jochmanns Reliquien von Zschokke 3, 232 (1838): „In der guten Stadt Ulm kam — und kommt vielleicht noch jetzt — von den neun dasigen Stadtgeistlichen jede Woche Einer an die Reihe, sämtliche im Laufe dieser Woche vorkommenden Leichen von Stande zu bepredigen. Wollten die Erben des Verstorbenen dem ehemaligen Beichtvater desselben, auch wenn an diesem die Reihe nicht war, den Vorzug geben, so mussten sie vor allen Dingen dem Wöchner einen Thaler abreichen. Das hieß: Der Schweigetaler. Der Ausdruck, ungeachtet seiner beschränkten örtlichen Bedeutung, ist vielleicht einer allgemeinem Anwendung fähig und wert. Schriftstellerpensionen zum Beispiel, ließen sie sich treffender bezeichnen als durch diesen — Schweigetaler?“

Heutzutage bezeichnet man damit gern kleine Abfindungssummen, entsprechend den Ausdrücken „Schweigelohn“ bei Jahn 1, 410 (1814) oder „Schweigegeld“. Siehe ebenda 2, 259 und Sanders, Ergb. S. 226.