Bonze
Bonze. Diese Bezeichnung der buddhistischen Priester Japans, Chinas und Hinterindiens wurde etwa seit den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts im Munde der religiös Aufgeklärten zum verächtlichen Schlagwort für bigotte und despotische Geistliche. Vergl. Wieland 32, 220 (1775), der in den „Unterredungen mit dem Pfarrer von *“ schreibt: „Dieses unscheinbaren Auszugs ungeachtet, hatte der Mann etwas in seiner Gesichtsbildung und Miene, das mich für ihn einnahm, und überdies schien er zu einem Orden zu gehören, dessen Bestimmung in meinen Augen so ehrwürdig ist, dass ich dem geringsten Mitglied desselben (insofern er kein Bonze ist) mit ebensoviel Ehrerbietung zu begegnen gewohnt bin, als ob es der Erzbischof zu York oder der Kardinalvikarius wäre.“ Ähnlich äußert er sich 33, 220 (1782): „Diese Seelsorge macht den großen Unterschied zwischen echten christlichen Pfarrherrn und den Sacrificulis, Pfaffen, Bonzen, Fakirn, Lamas, Fufus und Kakafus unsrer und alter Religionen der Welt.“
Offenbar hat gerade Wieland wesentlich durch seine Schriften zur Einbürgerung dieses Schlagwortes beigetragen. Siehe außerdem z. B. Seume 7, 140 und 144 (1806—7), sowie 208 Bonzentum. Weitere Belege über Bonzerei, Bonzengift usw. bei Kehrein S. 77 und Sanders, Fremdw. 1, 163.