- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
Israfel2
In Heaven a spirit doth dwell
"Whose heart-strings are a lute;"
None sing so wildly well
As the angel Israfel,
And the giddy stars (so legends tell)
Ceasing their hymns, attend the spell
Of his voice, all mute.
Tottering above
In her highest noon,
The enamoured moon
Blushes with love,
While, to listen, the red levin
(With the rapid Pleiads, even,
Which were seven,)
Pauses in Heaven.
And they say (the starry choir
And the other listening things)
That Israfeli’s fire
Is owing to that lyre
By which he sits and sings—
The trembling living wire
Of those unusual strings.
But the skies that angel trod,
Where deep thoughts are a duty—
Where Love’s a grown up God—
Where the Houri glances are
Imbued with all the beauty
Which we worship in a star.
Therefore, thou art not wrong,
Israfeli, who despisest
An unimpassioned song;
To thee the laurels belong,
Best bard, because the wisest!
Merrily live, and long!
The ecstasies above
With thy burning measures suit—
Thy grief, thy joy, thy hate, thy love,
With the fervour of thy lute—
Well may the stars be mute!
Yes, Heaven is thine; but this
Is a world of sweets and sours;
Our flowers are merely—flowers,
And the shadow of thy perfect bliss
Is the sunshine of ours.
If I could dwell
Where Israfel
Hath dwelt, and he where I,
He might not sing so wildly well
A mortal melody,
While a bolder note than this might swell
From my lyre within the sky.
Israfel1
Ein Geist wohnt in den Höhn,
“Dessen Herz einer Laute gleicht”;
Wie Israfel so schön
Singt keiner in den Höhn;
Die Sterne, die sich kreisend drehn,
Verstummen im Vorübergehn,
Wenn der Klang sie erreicht.
Und wenn im Weltgetriebe
Der wechselnde Mond
Am höchsten thront,
Erglüht er von Liebe;
Und horchend verharren der rote Blitz
Und die sieben Plejaden stockenden Schritts
Auf ihrem Himmelssitz.
Und sie sagen (der sternige Rat
Und alle Lauscher in seinem Geleite),
Daß Israfel sein Feuer
Verdanke jener Leier,
Die seine Stimme weihte –
Dem bebenden lebenden Draht
Jener ungewöhnlichen Saite.
Doch die Höhn, wo der Engel wohnt,
Wo hohe Gedanken, Pflicht und Zoll,
Wo, erwachsene Gottheit, die Liebe thront,
Wo die Huri blickt, sind nah und fern
Von all der Schönheit voll,
Die wir schätzen an einem Stern.
Drum gehst du recht in deinem Drang,
O Israfel, du weiser Barde!
Verachtend glutenlosen Sang
Gab dir der Ruhm den höchsten Rang,
Dein ist der Lorbeer, bester Barde!
Heiter lebe und lang!
Und die Verzückungen drüben,
Sie passen zu deinem feurigen Reigen,
Deinem Gram, deiner Lust, deinem Haß, deinem Lieben,
Sind ganz deiner Inbrunst zu eigen –
Wohl mögen die Sterne schweigen!
Ja, der Himmel ist dein! Doch dieser Welt
Ist Süß und Sauer gemein;
Unsre Blumen können nur – Blumen sein;
Der Schatten deiner Wonne fällt
Auf uns als Sonnenschein.
O wär ich schnell,
Wo Israfel
Gewohnt, und er wär ich –
Er säng wohl nicht so flammend hell
Ein sterblich Lied; doch ich,
Ich säng aus solcher Leier Quell
Ein Lied, dem keines glich!
Israfel1
Im Himmel wohnt ein Geist,
Sein Herz ein Saitenspiel.
Keiner singt so wild und schön
Wie Israfel. Am fernsten Ziel
Bleiben die Sterne stehn (wie es heißt),
Gebannt vom Getön.
Auf seinen Pfaden
Zur höchsten Mitternacht
Taumelt der Mond liebe-entfacht.
Ja, der Blitz und die raschen Plejaden
Halten inne im Lauf
Und horchen auf.
Und die Engelschar, die ihn umringt,
Und das lauschende Sternengedränge
Sie sagen, daß Israfels Glut
Allein in der Harfe ruht,
Deren zitternde, lebende Stränge
Er berührt, wenn er singt.
Doch tritt der Engel Bahnen,
Wo tiefe Gedanken Gebot,
Wo die Liebe ein starker Gott,
Wo die Huris immerdar
In Schönheit strahlen, so wunderbar,
Wie wir sie hienieden nicht ahnen.
Wohl ist voll Glut sein Gesang.
In der Laute wilden Klang,
Ihrem Hassen und Liebesrasen,
Mischt sich der Überschwang
Der Himmels-Ekstasen.
Der Himmel ist sein.
Doch dies ist eine Welt voll Müh
Und Unvollkommenheit.
Unsere Blumen welken früh,
Und unser Sonnenschein
Ist der Schatten seiner Seligkeit.
Wohnt ich wie er in Himmelshöhn
Und er wäre ich –
Er sänge wohl nicht so wild und schön
Sterbliche Melodien,
Doch kühne Gesänge würden sich
Auch dann durch die Himmel ziehn.