- E. A. Poe
- Deutsch von T. Etzel
- Deutsch von H. Lachmann
The Conqueror Worm
Lo! ’tis a gala night
Within the lonesome latter years!
An angel throng, bewinged, bedight
In veils, and drowned in tears,
Sit in a theatre, to see
A play of hopes and fears,
While the orchestra breathes fitfully
The music of the spheres.
Mimes, in the form of God on high,
Mutter and mumble low,
And hither and thither fly—
Mere puppets they, who come and go
At bidding of vast formless things
That shift the scenery to and fro,
Flapping from out their Condor wings
Invisible Wo!
That motley drama—oh, be sure
It shall not be forgot!
With its Phantom chased for evermore,
By a crowd that seize it not,
Through a circle that ever returneth in
To the self-same spot,
And much of Madness, and more of Sin,
And Horror the soul of the plot.
But see, amid the mimic rout
A crawling shape intrude!
A blood-red thing that writhes from out
The scenic solitude!
It writhes!—it writhes!—with mortal pangs
The mimes become its food,
And the angels sob at vermin fangs
In human gore imbued.
Out—out are the lights—out all!
And, over each quivering form,
The curtain, a funeral pall,
Comes down with the rush of a storm,
And the angels, all pallid, and wan,
Uprising, unveiling, affirm
That the play is the tragedy, “Man”,
And its hero the Conqueror Worm.
Eroberer Wurm
O schaut, es ist festliche Nacht
Inmitten einsam letzter Tage!
Ein Engelchor, schluchzend, in Flügelpracht
Und Schleierflor sieht zage
Im Schauspielhaus ein Schauspiel an
Von Hoffnung, Angst und Plage,
Derweil das Orchester dann und wann
Musik haucht: Sphärenklage.
Schauspieler, Gottes Ebenbilder,
Murmeln und brummeln dumpf
Und hasten planlos, immer wilder,
Sind Puppen nur und folgen stumpf
Gewaltigen düsteren Dingen,
Die umziehn ohne Form und Rumpf
Und dunkles Weh aus Kondorschwingen
Schlagen voll Triumph.
Dies närrische Drama! – O fürwahr,
Nie wird’s vergessen werden,
Nie sein Phantom, verfolgt für immerdar
Von wilder Rotte rasenden Gebärden,
Verfolgt umsonst – zum alten Fleck
Kehrt stets der Kreislauf neu zurück –
Und nie die Tollheit, die Sünde, der Schreck
Und das Grausen: die Seele vom Stück.
Doch sieh, in die mimende Runde
Drängt schleichend ein blutrot Ding
Hervor aus ödem Hintergrunde
Der Bühne – ein blutrot Ding.
Es windet sich! – windet sich in die Bahn
Der Mimen, die Angst schon tötet;
Die Engel schluchzen, da Wurmes Zahn
In Menschenblut sich rötet.
Aus – aus sind die Lichter – alle aus!
Vor jede zuckende Gestalt
Der Vorhang fällt mit Wetterbraus:
Ein Leichentuch finster und kalt.
Die Engel schlagen die Schleier zurück,
Sind erbleicht und entschweben in Sturm,
“Mensch” nennen sich sie das tragische Stück,
Seinen Helden “Eroberer Wurm”.
Der Eroberer Wurm
Im Weltenraum ist Galanacht.
Im Theater sitzt gedrängt
Eine Engelschaar in Festestracht,
Verschleiert, zährendurchtränkt
Und lauscht einem wechselvollen Stück,
Wo Furcht und Hoffen sich drängt,
Dieweil im Orchester Sphärenmusik
Sich langsam hebt und senkt.
Gottähnliche Mimen murmeln leis
Den Text und kommen und gehn
Auf großer, formloser Wesen Geheiß,
Die in den Coulissen stehn,
Mit ernsten Geberden, feierlich stumm
Die Wände schieben und drehn,
Und mit ihren Flügeln in’s Publikum
Unsichtbares Leiden wehn.
Dies Drama, wechselvoll, fieberisch,
Es bleibt der Welt unverkürzt,
Mit einem scheckig bunten Gemisch
Von Tollheit und Sünde gewürzt,
Dahinter sich lauter Elend und Graus
Zum verworrenen Knoten schürzt,
Und ein Phantom sich unter Applaus
In das ewige Dunkel stürzt.
Doch sieh! eine Form aus ekler Brut
Schleicht in den Mimenknäu’l –
Ein kriechendes Unthier, roth wie Blut,
Das sich windet und windet, dieweil
Es nach und nach die Mimen verzehrt
Unter der Opfer Geheul
Und die Engelschaar ein Schauder durchfährt
Ob solch unendlicher Greu’l.
Aus sind die Lichter – ausgeweht –,
Mit der Wucht eines Sturmes fällt
Der Vorhang, ein Leichentuch, sternbesät
Ueber das bretterne Zelt.
Die Engel erheben sich abgespannt
Und erklären der bangen Welt,
Daß die Tragödie “Mensch“ benannt
Und der Eroberer “Wurm“ ihr Held.