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570. Figürlich¹⁾. Tropisch²⁾. Uneigentlich³⁾. Verblümt⁴⁾.

1) Figurative, metaphorical.
2) Tropical.
3) Improper.
4) Allegorical, in flowers.
1) Figuré (métaphorique).
2) Tropique.
3) Impropre.
4) Allégorique (sous la fleur).
1) Figurato.
2) Tropico.
3) Improprio.
4) Allegorico (metaforico).

Figur der Rede oder Redefigur ist überhaupt alles, was zur Verschönerung der Rede dient. Eine Art der Verschönerung entsteht aus der Vertauschung der sinnlich kräftigeren und schöneren Nebenvorstellungen mit den abstrakteren und weniger schönen Hauptvorstellungen, und eine solche Vertauschung nennt man einen Tropus oder eine Trope (eig. Wendung; aus der griech. Rhetorik entlehnt: ho tropos, lat. tropus, bei Cicero als immutatio verborum erklärt, von gr. trepein, d. i. wenden). Die Tropen dienen also besonders dazu, einen Gedanken anschaulicher und lebendiger zu machen. Die wichtigsten Tropen sind: die Metapher, d. i. die Vertauschung des eigentlichen Ausdrucks mit einem bildlichen, z. B. Winter des Lebens statt: Alter; die Synekdoche, d. i. die Vertauschung des Allgemeinen und Unbestimmten mit dem Besondern und Bestimmten, z. B. Kiel statt: Schiff; die Metonymie, d. i. Vertauschung des Gefertigten mit dem Stoffe, der Wirkung mit der Ursache, der Eigenschaft mit dem Subjekt usw., die Sterblichen statt: die Menschen, das Eisen statt: das Schwert. Man könnte die Tropen Wortfiguren nennen, zum Unterschiede von den grammatischen und rhetorischen Figuren. Redefigur und Tropus ist also verschieden, wie Gattung und Art, und es gibt Redefiguren, die keine Tropen sind, wie die Anapher u. dgl., während hingegen alle Tropen Redefiguren sind; denn sie sind alle Verschönerungen der Rede. Dasselbe Verhältnis besteht zwischen Tropus und uneigentlichem Ausdruck (Metapher); denn der uneigentliche Ausdruck ist nur eine Art der Tropen. So ist der Ausdruck „Frühling des Lebens“ anstatt „Jugend“ ein tropischer, sofern er mit diesem vertauscht ist, ein uneigentlicher, sofern er aus der eigentlichen Bedeutung des Wortes Frühling (die erste und schönste Zeit des Jahres) abgeleitet ist, und ein figürlicher, sofern er zur Verschönerung der Rede dient. Wenn ein Ausdruck mit einem andern vertauscht wird, weil man sich scheut, etwas gerade heraus zu sagen, so ist er ein verblümter. So kann man einem unangenehmen Gaste auf verblümte Weise zu verstehen geben, daß er sich entfernen solle u. ähnl. — Häufig nennt man den uneigentlichen Ausdruck auch einen übertragenen oder bildlichen. Übertragen heißt der Ausdruck, sofern er nicht in seiner wirklichen, ursprünglichen, sinnlichen Bedeutung steht, sondern auf etwas Geistiges übertragen wird. So bezeichnet z. B. das Wort Zweck ursprünglich die Zwecke oder den Nagel im Mittelpunkte der Scheibe, nach dem der Schütze zielt; das Wort wurde dann aber auf das geistige Gebiet übertragen und bezeichnet nun überhaupt den Zielpunkt irgendeines Strebens; es kommt jetzt überhaupt nur noch in diesem übertragenen Sinne vor. Bildlich heißt ein Ausdruck insofern, als er durch ein Bild, das aus der sinnlichen Welt, aus dem Leben oder der Natur, genommen ist, irgendeinen Begriff oder Vorgang in recht lebendiger Weise darzustellen sucht. Ein solcher bildlicher Ausdruck ist es z. B., wenn Calderon den Bach eine silberne Schlange nennt. Wird ein solches Bild weiter ausgeführt, so daß ein Vorgang oder eine Idee durch eine ganze Reihe von Bildern versinnlicht wird, so wird der Ausdruck allegorisch. Die Wendungen übertragener, uneigentlicher, bildlicher Ausdruck sind übrigens nur Verdeutschungen, und zwar gute Verdeutschungen für tropisch und metaphorisch.