Manes

MANES, ium.

1 §. Name. Dieser kommt, einigen zufolge, von maneo, ich bleibe, her, weil sie vom ersten Anfange eines menschlichen Leibes an und selbst nach dessen Tode, bei demselben bleiben und ihr Vergnügen an ihm haben, wiewohl sie alsdann nicht mehr Manes, sondern Lemures heißen. Andere leiten ihn von mano, ich fließe, weil sie von den Eltern in die Kinder, Mart. Capella l. II. p. 40. oder durch alle Dinge in der Welt fließen. Festus l. XI. p. 222. Nach den dritten kam er von dem alten Wort manus, welches so viel als gut heißt, und sie wurden durch einen Gegensinn so genannt, Serv. ad Virg. Aen. I. 143. oder damit sie nicht schaden sollten. Ael. Stolo ap. Gyrald. Synt. VI. p. 214. Cf. Dacer. ad Fest. l. c.

2 §. Eltern. Von diesen findet sich nichts, als dass einige die Mania für ihre Mutter, andere aber für ihre Großmutter angeben. Fest. l. XI. p. 223.

3 §. Wesen und Beschaffenheit. Nach einigen waren sie die Geister oder Genii der Menschen, die ihren Leibern gleich bei der Empfängnis zugeeignet wurden und bei denselben blieben, nach deren Ablegung aber Lemures hießen, die denn entweder, wenn sie gut gelebt, zu Laren, oder wenn sie böse gewesen, zu Larven wurden. Sie waren daher sowohl böse als gute, weswegen sie von den Griechen bald daimones agatoi, bald daimones kakoi genannt wurden. Mart. Capella l. II. p. 40. Man hielt sie auch wohl nur schlechterdings für die Seelen der Menschen, welche sichs nach ihrem Abschied von dem Leib in eine von den beiden obigen Arten der Geister verwandelten. Da man nun nicht wußte, welches von beiden sie geworden, so hieß man sie mit dem gemeinen Namen Manes und hielt sie bloß ehrenhalber für Götter. Apulej. de gen. Socrat. p. 688. Indessen waren sie doch nur unterirdische Götter. Ael. Stolo ap. Gyrald. Synt IX. p. 214. Gleichwohl sollten sie zuweilen die überirdischen Gegenden und Körper durchgehen. Festus XI. p. 222. Insbesondere sollten sie an drei Tagen des Jahres aus ihren unterirdischen Gegenden hervorkommen, nämlich den 30 August, den 4 Oktober und den 7 November. Man glaubte, dass an diesen Tagen die Welt der Ceres offen stünde. Daher wurde denn auch diese Tage über weder in der Republik etwas abgehandelt, noch einige Schlacht gehalten oder sonst etwas dergleichen getan, wo es nicht die alleräußerste Notwendigkeit erforderte. Cato ap. Gyrald. l. c. Es sollten aber solche Manes an diesen Tagen vornehmlich durch den Lapidem manalem hervorkommen, der daher auch für die Mündung des Orkus oder den Eingang der Hölle gehalten wurde. An sich war es ein Stein, der vor dem kapenischen Tor bei dem Tempel des Mars lag und die Kraft zu haben geglaubt wurde, daß, wenn er bei dürrem Wetter mit geziemenden Zeremonien in der Stadt umher getragen würde, genügend Regen darauf erfolgen sollte. Fest. l. c. p. 228. cf. Nardin. li III. c. 2. p. 76.

4 §. Verehrung. Außerdem, was vorher schon beigebracht worden ist, pflegten die Römer ihnen insbesondere ihre Gräber zu widmen. Daher wurden denn gewöhnlich die Buchstaben D. M. S. das ist, Diis Manibus Sacrum, über dieselben gesetzt. Struv. Synt. A. R. c. 1. p. 176. Es gelobten sich auch ihnen und der Tellus dann und wann die Heerführer und ließen sich sodann von den Feinden niedermachen, wodurch sie der Ihrigen Sieg zu befördern vermeinten. Liv. l. VIII. c. 9. Wenn man also glaubte, dass sie erzürnt wären, so mußte der oberste Priester angeben, wie sie wieder zu versöhnen waren. Id. l. I. c. 20. Hierzu wurde bei Begräbnissen insbesondere etwas Wein aus einem Becher auf das Grab oder in den brennenden Scheiterhaufen gespritzt, sonst aber ihnen schwarze Tiere geschlachtet und was dergleichen mehr war. Alex. ab Alex. l. V. c. 26. Alles dieses geschah, nicht, damit sie jemandem etwas helfen, sondern nur damit sie nicht schaden sollten. Coqueus ad Augustin. de C. D. l. VHI. c. 11.


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