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550. Falte¹⁾. Runzel²⁾.

1) Fold.
Pli.
Piega, crespa.
2) Wrinkle.
Ride.
Ruga, grinza.

Falte ist der allgemeine Ausdruck und wird ebensowohl von Kleidern, Papier usw., als von der Haut, der Stirn, dem Gesicht gebraucht. Man spricht vom Faltenwurf eines Gewandes, wie von den ernsten Falten des Gesichts. Runzel (mhd. runzel, ahd. runzila, Demin. zu ahd. runza, Runzel) wird nur von den Falten der Haut gebraucht; zuweilen wird es auch auf Früchte übertragen, indem man die Schale derselben sich als die Haut der Früchte denkt. Runzeln sind stets eine Entstellung einer Fläche, die eigentlich glatt sein sollte, Falten können aber auch zur Erhöhung der Schönheit dienen. Falte ist daher edler als Runzel; die Runzeln der Stirn stammen vom Alter oder vom Zorn, die Falten der Stirn bilden sich beim ernsten Nachdenken, bei Schmerzen, Trauer usw. „Und dankbar im Triumphgepräng’ | will ihn das Volk dem Volke zeigen; | da faltet seine Stirne streng | der Meister und gebietet Schweigen.“ Schiller, Kampf m. d. Drachen. Hier weist falten auf die überlegene Würde und Ruhe des Meisters hin, runzeln wäre hier ein unwürdiger Ausdruck; denn er deutet Bedenklichkeit oder kleinliche Leidenschaftlichkeit an. — Mit Falte in der oben angeführten allgemeinen Bedeutung und teilweise auch mit Runzel sind noch Falz, Knitter und Furche sinnverwandt. Falz gehört zu dem Verbum falzen (mhd. velzen, valzen, ahd. valzen, zusammenlegen) und bezeichnet die regelmäßig gemachte Falte im Papier, die z. B. von dem Buchbinder mit dem Falzbeine hergestellt wird; dann bezeichnet es auch den eingehefteten Papierstreifen selbst, an den Karten, Blätter usw. geklebt werden. Davon ist es dann in der technischen Sprache verschiedener Gewerbe auf gewisse Rinnen und ähnliche Verzierungen auf der Oberfläche harter Körper, z. B. Säulen, übertragen worden. Knitter sind zahlreiche kleine und unregelmäßige Falten. So erhält z. B. ein seidenes Kleid, wenn es auch noch so gut zusammengefaltet in den Reisekoffer gelegt wird, zahlreiche Knitter, wenn es von andern schweren Gegenständen gedrückt wird, oder wenn es unterwegs aus der Lage gekommen ist. „In dem Gedränge war ihm nicht nur der Hut zerdrückt worden, sondern auch sein Rock hatte viele Knitter erhalten.“ „Er steckte das Schreiben eilig in die Tasche, wobei er es ganz zerknitterte.“ Aus den angeführten Beispielen geht hervor, daß Knitter zugleich immer eine fehlerhafte Falte bezeichnet. Wenn eine Falte dahin gekommen ist, wo sie nicht sein soll, so heißt sie Knitter. Dem Zusammenfalten, d. i. dem Zusammenlegen in regelmäßige Gestalt, steht das Zusammenknittern, d. i. das hastige Zusammendrücken in zahlreiche unregelmäßige, fehlerhafte Falten und Fältchen gegenüber. „Die vordere Decke (des Buches) fehlt ganz, die ersten Bogen konnten als gerollt und geknittert kaum gelesen werden.“ Goethe. Nur in ungewöhnlicher Sprechweise wird knittern, wie falten und runzeln, auf das Gesicht angewendet, z. B. „Wenn ich jetzt diesem (Bettler) hineinsehe ins zusammengeknitterte Gesicht.“ Jean Paul, Biogr. Belust. Furche bezeichnet eigentlich eine vom Pfluge gezogene linienförmige Vertiefung im Ackerboden. Hier kommt das Wort nur insoweit in Betracht, als es im uneigentlichen Gebrauche auch auf tiefe Falten im Gesicht angewendet wird, gewöhnlich auf solche Falten, deren Ursache Gram und Sorge sind. „Ein Angesicht, in welches Gram und Verzweiflung tiefe Furchen gerissen hatte.“ Schiller.