Karl Friedrich Beisbarth

Beisbarth, Karl Friedrich, Architekt, geb. 1809 zu Stuttgart, bildete sich von 1829 bis 1831 unter Isabelle zu Paris und von 1832—1833 unter Oberbaurat v. Gärtner auf der Akademie zu München, woselbst er zwei Concourspreise erhielt, in seinem von früher Jugend mit Liebe erfaßtem Fache, der Baukunst, aus, trat sodann eine Reise nach Italien an, durchwanderte, überall die schönsten Monumente mit gewissenhafter Treue zu messen, aufzunehmen und zu zeichnen bemüht, dieses ganze Land nebst Sizilien und Kalabrien, und kehrte, nachdem er den gesammelten reichen Stoff äußerlich geordnet und innerlich in sich verarbeitet hatte, als Künstler von gediegenen Kenntnissen und einem an klassischen Mustern gebildeten Geschmack nach siebenjähriger Abwesenheit, 1837 wieder in seine Heimat zurück. Leider traf er hier keinen seinen Fähigkeiten angemessenen Wirkungskreis, doch hinderte ihn dies keineswegs, mit unermüdlicher Berufsfreudigkeit an seiner innern Weiterbildung fortzuarbeiten. Im Jahr 1840—1841 für Oberbaurat v. Barth bei der Errichtung des Museums der bildenden Künste zu Stuttgart beschäftigt, und 1844 für die Hofbaumeister Gabriel und Hofkammerbaumeister v. Gaab bei dem Umbau des vormaligen Lusthauses — einem sehr schönen Gebäude im Renaissancestil, von dem er während des Bau's noch treffliche Aufnahmen machte — in das jetzige Hoftheater tätig, bekam er später den Auftrag, die ornamentalen und architektonischen Verzierungen für die Vier, nach den Kartons des Professor v. Neher von den Gebr. Scheerer gemalten Fenster in der Stiftskirche zu Stuttgart zu entwerfen. Diese mit großem Verständnis des Stils und der Aufgabe der Glasmalerei, in geschmackvoller Anordnung und reichem Wechsel der Formen erfundene, und für die Glasmalerei in Farben und in natürlicher Größe ausgeführte Arbeit, welche allgemeine Anerkennung fand, bot ihm erwünschte Gelegenheit, sich in das Studium der mittelalterlichen Architektur zu vertiefen, und er hat seitdem, sowohl durch eigene Kompositionen in diesem Stil, an Grabmonumenten, Orgeln, Altären, durch Restaurationen u.s.w., als durch treffliche, getuschte oder in Farben ausgeführte Abbildungen der interessantesten mittelalterlicher Bauten seines an derartigen Denkmalen so reichen Vaterlandes (insbesondere auch für das von ihm in Gemeinschaft mit C. Heideloff herausgegebene Werk: „Die Kunst des Mittelalters in Schwaben") bewiesen, wie gründlich er dieselbe erforscht, wie tief er in den Geist des Vorbilds eingedrungen, und welch gediegene Leistungen auf diesem Gebiete sich vom diesem, mit fester Willenskraft und Beharrlichkeit sich seinem Berufe widmenden Künstler zu hoffen sind, sobald ihm ein geeignetes Feld für seine Tätigkeit angewiesen wird.


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