Zum Hauptinhalt springen

Gefühlswerte

Wir wissen, daß es einzig und allein von dem zufälligen Gang der Weltgeschichte abhing, daß es eine sprachliche Begleiterscheinung der menschlichen Zufallsgeschichte war, ob die alten Metaphern neue Gefühlswerte eroberten oder nicht. Der historische Zufall, daß unser Denken von griechischen, römischen und jüdischen Vorstellungen mit beeinflußt worden ist, bringt es mit sich, daß wir uns bei griechischen Göttern und jüdischen Hyperbeln "etwas denken können", d. h. daß wir mit Psalmenworten und mit Göttermythen einen ästhetischen Gefühlswert verbinden. So etwas kann die Beschäftigung eines kleinen Kreises, kann z. B. die Spezialarbeit der Sanskritgelehrten, der Gemeinsprache nicht geben. Die indischen Veden bieten nicht schlechtere Mythen und Hyperbeln, als die Schriften der Juden und Griechen; wir können uns aber z. B. bei den von der Kuh hergenommenen Metaphern nichts denken, wir verbinden mit den indischen Bildern keine Gefühlswerte. Die Hyperbeln der Psalmen machen auf uns einen erhabenen Eindruck, weil wir den Gefühlswert der Erhabenheit mit ihnen ererbt haben; die Hyperbeln der Veden, die ohne unmittelbare Tradition auf uns gekommen sind, machen leicht einen komischen oder gar keinen Eindruck.