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IV. Mißverstehen durch Sprache

Unser Nachdenken über das Wesen der Sprache hat uns zu dem ersten scheinbaren Widerspruche geführt: die Sprache (mag man nun an das Abstraktum oder an die Einzelsprachen, ja mag man selbst an Individualsprachen denken) ist nichts Wirkliches und dennoch kann sie etwas Wirksames sein, eine Waffe, eine Macht. Wir werden auf die Sprache als wirksame Ursache anderer Erscheinungen bald zurückkommen. Jetzt hält uns der Gedanke auf, daß Widersprüche im Denken, das heißt im logischen Gebrauche der Sprache, möglich sind. Er wird uns in seiner vollen Grausamkeit erst in der Kritik der Logik aufgehen. Hier, am Anfang, wollen wir noch nicht die Notwendigkeit des Irrens behaupten, wollen wir nur davon reden, daß die sprechenden Menschen einander und sich selbst mißverstehen. "Nous sommes," sagt einmal Flaubert, "tous dans un desert. Personne comprend personne."

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