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Schönheitsmittel

Schönheitsmittel, Kosmetika, Cosmetica. Sie sind im weitern Sinne solche Mittel, wodurch man die Schönheit des Körpers zu erhalten strebt, im engern Sinn aber besonders die Mischungen, welche die weiße Farbe, Zartheit und Weichheit der Haut, das Kolorit derselben, und den glänzenden Reichtum des Haares erhalten sollen.

Da die Schönheit ohne Gesundheit nicht stattfinden kann, so ist und bleibt das erste Mittel zur Erhaltung der Schönheit: Sorge dafür, dass Du gesund bleibst! Tägliche Bewegung in freier Luft, fleißiges Baden und kaltes Waschen, mäßige vernünftige Abhärtung der Haut, so wie des ganzen Körpers, einfache Lebensweise, keine Üppigkeit des verfeinerten Lebens, keine Leidenschaftlichkeit. — Alles dieses erhält gesund und konserviert so auch die Schönheit. Zum Waschen nehme man stets kaltes Wasser, weil das warme die Nerven schwächt und die Haut runzlig macht, — auch das tägliche Getränk sei — kaltes Wasser, mitunter Bier, nur selten Wein.

Um einen schönen Teint zu bewahren oder sich zu verschaffen, gebrauchten nach Juvenal (Satyr. VI. L. 2. v. 461) die Römerinnen Brotkrumen und Eselsmilch, womit sie das Gesicht dick belegten, — die Wienerinnen bedienen sich des Morgentaus der Pflanzen, Andere des aufgelösten Märzschnees, — des frisch bereiteten Reiswassers, mit Zusatz von etwas Kampfer, des Rosenwassers u. s. w. Ein gutes Waschmittel bildet die Benzoetinktur und die s. g. Jungfernmilch (s. Benzoe und Lac virginum), desgleichen klein geschnittene, auf dem Ofen gedörrte weiße Seife, welche pulverisiert und mit gleichen Teilen Weizenmehl vermischt wird. Von allen Seifen ist indessen die Kokosnussöl-Sodaseife die vorzüglichste zur Erlangung eines feinen, weißen Teints. Man wendet sie mit lauwarmem Flusswasser an, lässt den Schaum einige Augenblicke auf der Haut sitzen und wäscht ihn dann mit lauem Wasser wieder ab. Hinterher reibe man das Gesicht mit einem Stücke Scharlachtuch trocken. — Bei großer Neigung der Haut, aufzuspringen, sich abzuschuppen, trocken und rau zu werden, befeuchten einige Frauenzimmer Gesicht, Hals, Arme und Busen vor dem Schlafengehen mit süßem, frischem Milchrahm, den sie nach ein oder zwei Minuten mit weicher Leinwand wieder abwischen. In älteren Zeiten bedienten sich die Damen zur Verbesserung ihres Teints des Blutes von frisch geschlachteten Tieren: Tauben, Hühnern, Ochsen; auch legte man frisches Fleisch von Hühnern oder Kälbern auf die Haut, um sie glatt und weiß zu machen.

Noch stehen folgende Schönheitsmittel bei vielen Damen in hohem Ansehen:

1) Frisches Eigelb, in Lindenblütenwasser verrührt. Man streicht es Abends aufs Gesicht, lässt es trocken werden und wäscht es am anderen Morgen mit einem weichen Schwamm wieder ab.

2) In Schweden waschen sich die Damen mit süßer Milch, worin Meerrettich abgekocht worden.

3) Unter den Waschmitteln gegen spröde, aufgesprungene Haut, woran schon Kinder zuweilen als Erbfehler fast beständig leiden, schien Mandelkleie das Übel noch zu vermehren, hingegen tat Bier (Weißbier) zum äußerlichen Gebrauch, gut (Osiander p. 575).

4) Um Arme und Hände weich und weiß zu erhalten, tragen viele Frauenzimmer auch bei Nacht glatte lederne Handschuhe. Gegen aufgesprungene Hände, woran manche Menschen alle Winter leiden, ist das Einreiben der Teile mit Hasenfett oder Pomade und das Tragen glatter dänischer Handschuhe nützlich.

5) Manche Haut, — bemerkt sehr wahr Osiander, — erträgt erweichende und fettige Mittel weniger gut, als zusammenziehende und stärkende, und im Ganzen genommen, sind die letzteren weit mehr geeignet, die Schönheit der Formen zu erhalten und vor Runzeln zu schützen, als Öle und Salben, die das Gewebe der Haut erschlaffen. Zu ersterem gehört vor allem das kalte weiche Wasser. Für diejenigen, welche sich früh daran gewöhnt haben, ist das tägliche Waschen und Baden des Busens und anderer Teile das beste Mittel, die naturgemäße Form, Elastizität und Gesundheit dieser Teile zu erhalten und vor dem frühen Verwelken zu bewahren. Dem kalten Wasser kann man sehr zweckmäßig etwas Eau de Cologne beimischen und von Zeit zu Zeit jene Teile mit reinem Kornbranntwein waschen, wodurch die Haut gestärkt, elastisch und weiß wird.

6) Für viele Frauenzimmer würde ein Mittel, welches ihnen ihr verlornes Embonpoint wieder verschaffte, das eigentliche Schönheitsmittel sein. Im Orient, namentlich in Ägypten, wo, nach Alpin, das Fettmachen der Frauenzimmer als Kunst förmlich gelehrt wird, sieht man den häufigen Gebrauch warmer Bäder und den täglichen Genuss fetter Hühnerbrühen mit der indischen Pockenwurzel (Smilax China) abgekocht, nicht nur als ein Mittel an, den Körper fleischig und fett, sondern auch das Gesicht schön zu machen. Manche verzehren täglich im Bad die Brühe, das Fleisch und die Fülle aus Mandeln, Pistazien etc. eines gemästeten schwarzen Huhns. Osiander setzt hinzu: „Dahin kann auch als tägliches Frühstück: Tee mit Milchrahm und zwei bis drei weichen Eiern mit geröstetem Brot und Butter verzehrt, gerechnet werden.

7) Eine unschädliche Schönheitsseife, welche die Haut sehr weich und zart macht, ist folgende:

Nr. 115. Nimm: gepulverte spanische Seife, ein Pfund, weiße Mandelkleie, vier Lot, gereinigtes kohlensaures Kali, ein Lot, Moschus, zehn Gran, Thymianöl, 20 Tropfen, Majoranspiritus, acht Lot. Dies Alles wird gemischt, mit Tragantschleim und Orangenblütenwasser zu einem Teige angestoßen und nach Belieben Kugeln davon formiert. Diese Seife nützt bei unreiner, spröder, fleckiger Haut, bei Sommersprossen und Leberflecken.

8) Gegen die Sommersprossen hat man viele Hausmittel empfohlen. Am besten verhütet man sie, wenn Personen, welche sie leicht bekommen (Blond- und Rothaarige) im Frühling sich nicht dem Sonnenschein exponieren, sondern durch Schirme und Hüte, Hals und Brust besonders aber durch weiße oder grüne Schleier und durch weiße, feine, leinene Tücher, (nicht durch dunkle Schleier und dunkle Tücher) schützen, auch nicht sogleich, nachdem das Gesicht gewaschen worden oder stark schwitzt, ins Freie gehen; denn die Sommersprossen entstehen nur an Hautstellen, an welchen ein ausgetretenes Tröpfchen Schweiß vermöge seiner sphärischen Gestalt die Lichtstrahlen, gerade wie ein Brennglas, in einem Focus bricht, welche unter die Epidermis gerade in das Malpighische Schleimnetz fallen. Des Morgens kann man das Gesicht, Hände und Hals mit kaltem Wasser, ein Pfund, Alaun, zwei Quäntchen und geschlagenem Eiweiß von zwei Eiern, waschen, des Abends aber Kampferspiritus einreiben.

Sind nur wenige Sommersprossen da, so kann man sie dadurch, dass man mit einem spitzen Federmesser die Oberhaut und das Schleimnetz zerstört, vertreiben. Es bleibt nie ein gelber, sondern stets nur ein weißer Fleck, die Narbe der kleinen Verwundung, zurück. (Berthold Lehrbuch d. Physiologie d. Menschen. Th. 2. S. 505.) Sind zahlreiche Sommersprossen zugegen, so ist das angegebene Verfahren zu umständlich. Hier rät Neumann (Krankheiten der Menschen. Bd. 3. Berlin 1834), die Teile dreimal täglich mit der Tinctura Hellebori albi zu waschen, welche auch die Leberflecke vertreibt. Als ein wirksames Mittel gegen Sommersprossen rühmt F. B. Osiander noch eine Salbe aus Schwefelmilch und dem Saft unreifer Johannisbeeren, — Andere waschen das Gesicht Abends mit starkem Salzwasser, ohne es abzutrocknen, oder mit Kressensaft und Honig, mit Ochsengalle u. a. m.

9) Die roten Flecke im Gesicht oder an anderen Teilen, welche von selbst kommen oder nach der Vernarbung verbrannter Stellen oft auf lange Zeit zurückbleiben, vergehen am besten durch Einreibungen von Kampferspiritus oder Opodeldoc. Letzteres Mittel rühmt Neumann auch gegen den s. g. Kupferausschlag.

10) Gegen Finnen im Gesicht (Acne Bateman), Knötchen in der Haut, die besonders auf der Stirn junger Leute ausbrechen, aber keineswegs immer Zeichen von Ausschweifungen sind (auch Menstruationsfehler, Erkältung des Kopfs und des Schweiß triefenden Gesichts durch kaltes Wasser, Zugluft, nach Erhitzungen, Tanz etc. können Ursache sein) — gegen solche Pickeln, welche mitunter selbst in Eiterung übergehen, sind besonders Klistiere von Haferschleim, Öl und Glaubersalz wirksam. Es wird täglich ein- bis zweimal klistiert; dies leitet vom Kopf ab und die Haut wird glatt und rein. Außerdem kann als Frühlingskur Schlehenblütentee getrunken werden, und statt des Kaffees grüner Tee. (S. Osiander p. 578.) —

Zum äußerlichen Gebrauch gegen Finnen lobt man:

a) Das Wasser von Schlangenbad und von Pfeffers, welche milchwarm und seifenartig sind;

b) Ein Waschwasser aus Alkohol und Rosen- oder Hollunderblütwasser empfiehlt Bateman.

c) Man nimmt zwei Lot gestoßenen Schwefel, gießt darüber ein Quart Wasser, lässt es zwölf Stunden stehen, und wäscht sich täglich ein- bis zweimal damit das Gesicht.

d) Ein französisches Hausmittel gegen den Kupferausschlag (Couperose) ist Branntwein, worin etwas Ingwer eingeweicht worden, als Waschmittel. Auch die Jungfernmilch (s. Lac virginum) und der Kümmelbranntwein sind hier als Waschmittel zu versuchen, dergleichen kochender Essig, auf Senf gegossen und nach dem Erkalten das Gesicht damit gewaschen.

11) An die Kultur der Haut schließt sich die der Haare an (s. Haarwuchs befördernde Mittel).

12) Was das Färben der Haare anbetrifft, so rät Orfila bei rotem Haar an, dasselbe täglich mit einem, in Alkohol getauchten Kamm zu kämmen. Ein altes Mittel unter dem Volk ist ein in Essig getauchter Bleikamm, womit jeden Morgen das Haar durchkämmt wird. — Um graue Haare schwarz oder braun zu färben, empfiehlt man Schwefelspießglas, Nüsse der Zypresse und grüne Wallnussschale. Durch letztere färben die Kürschner graue und weiße Katzenpelze dunkelbraun und verkaufen sie dann für fremdes Rauchwerk. (Osiander l. c. p. 585.) — Man nimmt eine Hand voll grüne Wallnussschalen, kocht sie mit einem Maß Wasser bis zur Hälfte ein, seiht das Flüssige durch und wäscht und kämmt das Haar damit. Bei fettem Haar ist es notwendig, dasselbe vorher gehörig mit Seifenwasser, mit reiner Pottasche, die man als Pulver ins Haar streut und es dann mit einem Schwamm und Regen- oder Flusswasser auswäscht, zu reinigen und an der Luft trocknen zu lassen. Sehr wirksame Mittel zum Schwarzfärben roter, weißer und grauer Haare sind noch:

a) eine Auflösung von einem Quäntchen Höllenstein in zwölf Lot destilliertem Wasser, womit täglich ein- bis zweimal das Haar vorsichtig benetzt und durchkämmt wird. Die Stirnhaut, das Gesicht und die Hände müssen geschützt werden, damit sie mit dem Höllensteinwasser nicht in Berührung kommen, weil es die Haut fleckt. — Ein anderes Mittel ist dieses: reiner, gebrannter Kalk, acht Lot, werden dadurch in Pulver verwandelt, dass man den Kalk mit einer Auflösung von zwei Lot essigsaurem Blei in vier Lot destilliertem Wasser, besprengt, dann den Rest der Lösung und so viel destilliertes Wasser zusetzt, dass es eine zusammenhaltende Masse wird. Man befreiet nun das Kopfhaar durch oben angegebenes Waschen und Abtrocknen von allem Fette, reibt dann Abends vor dem Schlafengehen das Farbemittel mit ledernen Handschuhen ein, bedeckt den Kopf des Nachts mit einer Wachstuchkappe und achtet darauf, dass die unbehaarte Haut nicht benetzt werde; denn diese wird darnach entzündet und wund, die behaarte aber nicht. Morgens kämmt man das trockene Pigment aus, reinigt die Haare mit Wasser und Branntwein, und macht sie mit Öl glänzend.

13) Um die Barthaare, die das Gesicht mancher Frauenzimmer entstellen, wegzuschaffen, rät Osiander an, Pechpflasterstreifen erwärmt aufzulegen und nach dem Erkalten abzureißen, wo dann die Haare mit der Wurzel am Pflaster hängen bleiben. Dies ist aber sehr schmerzhaft und das Pech stinkt. Besser ist folgendes Mittel, welches gar nicht schmerzt und dennoch die Haare gut wegnimmt. Man rühre ein Lot schwefelwasserstoffsaures Schwefelkalzium mit etwas Wasser zum Brei an und trage ihn dünn auf die behaarten Stellen. Ist er trocken geworden, so reibt man ihn mit einem Tuch ab und wäscht das Gesicht nach. Dieses Mittel greift nicht im mindesten die Haut an; desgleichen auch das folgende nicht, welches der Engländer Wilson (The Lancet, Decbr. 1840 p. 430) sehr lobt. Man nimmt reinen gebrannten Kalk, ein Quäntchen, Stärkemehl und kohlensäuerliches Natrum, von jedem ein halbes Lot, macht dies zu Pulver, feuchtet davon einen Teelöffel voll zu einem Brei an, trägt ihn auf, und reibt und wäscht denselben ab, sobald er trocken geworden ist.

14) Was die Schminkmittel anbetrifft, so sind alle Schminken mehr oder minder der Gesundheit und Schönheit nachteilig. Besonders ist gegen die s. g. geheimen Kompositionen, welche gegen teures Geld in großen Städten zu haben und unter pomphaften Namen und solchen Anpreisungen in öffentlichen Blättern käuflich sind, zu warnen. Denn sie enthalten oft Arsenik, Sublimat etc. welche Gifte allmählich in den Körper dringen, und Siechtum und Tod sind die traurigen Folgen. Zur weißen Schminke nimmt man, soll sie nicht nachteilig wirken, den Talk in Seifen oder Emulsionen, allenfalls auch das Wismutoxid, zur roten Schminke am besten den Carmin. Auch die fein pulverisierte florentinische Veilchenwurzel (Pulv. Rad. Irid. florentini), deren sich die Türkinnen häufig bedienen, ist ein unschädliches Schminkmittel. Man reibt einige Minuten eine Prise mit der flachen Hand auf die Wange, worauf auch bei blassen Frauenzimmern eine natürliche Röte folgt, welche mehrere Tage anhält. (Oppenheim in Gersons’ und Julius’ Magaz. Hamburg, 1833. Jan. u. Febr. S. 44.)