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Furcht

Vor Tönen, Formen, halb erwachten Träumen
wird mir im innern Herzen bang.
Ich lebe in dem Untergang
und wohne in bedrohten Räumen.

Nicht furcht’ ich mich vor irdischen Gewittern
und bin für jeden Donner taub.
Doch zittert wo ein Espenlaub,
so werde ich mit ihm erzittern.

Ich wahre vor Gefahren nicht mein Leben
und spotte ihrer Gegenwart.
Doch wenn es an den Wänden knarrt,
so kann ich wie ein Kind erbeben.

Ich fliehe nicht vor Räubern oder Recken
und spreche den Gewalten Hohn.
Doch kann vor einem Menschenton
ich wie am jüngsten Tag erschrecken.

Mich faßt so bald kein ängstevolles Zaudern
und hab’ der Feinde nie zu viel.
Jedoch vor einem Mienenspiel
wird’s mich wie vor der Hölle schaudern.

Und solche Furcht erregt in mir den Dichter
und ich erfülle die Figur
und brauche etwas Asche nur
für die lebendigsten Gesichter.

Und so erwachse ich im Widerstreiten,
und seit ich so den Mut verlor,
gewannen Auge mir und Ohr
die Herrschaft in zerfallnen Zeiten.