Zum Hauptinhalt springen

Widersprüche der Vernunft

Widersprüche der Vernunft. Der Widerspruch der Vernunft mit sich selbst in den Antinomien (s. d.) ist kein wirklicher; kritisch-idealistisch betrachtet bestehen dort Thesis und Antithesis "gar wohl zusammen, weil Erscheinungen als solche an sich selbst gar nichts, d. i. etwas Widersprechendes, sind, und also deren Voraussetzung natürlicherweise widersprechende Folgerungen nach sich ziehen muß", KrV tr. Meth. 1. H. 2. Abs. (I 619 f.—Rc 766). Was aber die Sätze über die Seele (s. d.) und über Gott (s. d.) betrifft, so kann die reine Vernunft negativ nichts Beweisendes den positiven Behauptungen entgegenstellen; die Kritik der Beweisgründe des dogmatisch Bejahenden ist berechtigt, aber das nötigt noch nicht, diese Sätze, "die doch wenigstens das Interesse der Vernunft für sich haben", in jeder Hinsicht aufzugeben. Diese Sätze sind nicht zu beweisen, können aber, als dem "praktischen Interesse" der Vernunft dienend, sehr wohl angenommen werden. So gibt es "eigentlich gar keine Antithetik der reinen Vernunft" ibid. (I 620 f.—Rc 766 ff.): vgl. Polemik, Dialektik.