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733. Hader¹⁾. Lappen²⁾. Lumpen³⁾.

1) Tatter.
2) Patch.
3) Rag.
1) Torchon.
2) Quenille (lambeau).
3) Chiffons (haillons).
1) Strofinaccio.
2) Brano (pezzo).
3) Straccio (cencio).

Lappen nennt man ein jedes abgerissene, herabhängende oder ganz abgelöste Stück Zeug, wenn es auch noch gut und brauchbar ist. Solche kleine, ganz abgerissene Stücke sind z. B. Waschlappen, Topflappen, Putzlappen usw. „Wird aus purpurnem Zeug, das weit hinglänze, mitunter | angenäht ein Lappen.“ Voß. Dann nennt man so auch ein breites, abgerundetes, herabhängendes, weiches Stück eines Körpers, z. B. die Ohrlappen eines Tieres, die Lappen eines Blattes usw. Die Lappen sind Lumpen, wenn sie abgenützt und nicht mehr zu ihrer bisherigen Bestimmung brauchbar sind, wenn sie daher nur noch zum Abwischen, Einwickeln usw. dienen oder höchstens zu etwas anderem, wie die Linnenlumpen zu Papier, verarbeitet werden können. Ein Hader (mit Hader, Kampf, Trennung, s. vorherg. Art., nicht verwandt, ahd. hadara, mhd. hader, zerrissenes Stück Tuch, Lappen) ist ein Stück Zeug, welches so sehr abgeschabt ist, daß seine Fäden zerrissen sind, und das Gewebe lose geworden ist. Mit Hader bezeichnet man im engeren Sinne ein solches grobes oder zerrissenes Stück Tuch, das zum Abwischen, Scheuern usw. verwendet wird, z. B. Scheuerhader, Bankhader usw. Auch die Zusammensetzung Haderlumpen, eine Verstärkung des einfachen Lumpen kommt vor. Ursprünglich bezeichnete das Wort Haderlump einen Lumpensammler. — Das Wort Lumpen wird gewöhnlich nur im Plural gebraucht: der alte Singular des Wortes heißt: der Lumpe, Gen. des Lumpen usw. Er findet sich z. B. bei Hagedorn: „Dein stärkster Foliant, der Fluch für den, der schreibt, | war Lumpe, ward Papier, wird Kehrig, wird zerstäubt,“ oder bei Moser: „Vielmehr sahen es alle Lehnsherrn gern, daß die ihnen dienenden Söhne jeden Lumpen des väterlichen Erbguts unter sich teilten.“ Patriot. Phantasien 4, 230. (Vgl. M. Heyne in Grimms Wh. VI, 1293.) Viel gebräuchlicher ist der Plural, z. B. „Lumpen machen Läuse“. Sprichwort. „Es sieht hier | sich der Bettler sogar in seinen Lumpen veredelt.“ Goethe. Das Wort wird auch in übertragener Bedeutung verwendet und bezeichnet da ursprünglich einen in abgerissener Kleidung einhergehenden, dann überhaupt einen armseligen Menschen, namentlich einen von gemeiner und niedriger Gesinnung. Noch im 17. Jahrh. hieß das Wort auch in dieser übertragenen Bedeutung: der Lumpe. Erst später führte man, zur Unterscheidung von Lumpen, für die Bezeichnung der Person den Nom. Sing, der Lump ein (Plural; die Lumpe; doch blieb in den abhängigen Kasus sehr häufig die schwache Form: Gen. des Lumpen, Plur. die Lumpen). „Wer ein Lump ist, bleibt ein Lump, | zu Wagen, Pferd und Fuße.“ Goethe. „Nur die Lumpe sind bescheiden, | Brave freuen sich der Tat.“ Goethe. „Drum glaub an keinen Lumpen je | und keines Lumpen Buße.“ Goethe. „Welch ein Umgang! Nichts als Lumpen.“ Gutzkow, Ritter vom Geiste. Hader und Lappen kommen in diesem übertragenen Sinne nicht vor; nur ausnahmsweise und vereinzelt steht Lappen (besonders Waschlappen) in derber Sprache in der Bedeutung: weichlicher, energieloser Mensch.