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Erster Streich

Mancher gibt sich viele Müh’
Mit dem lieben Federvieh;
Einesteils der Eier wegen,
Welche diese Vögel legen,
Zweitens: weil man dann und wann
Einen Braten essen kann;
Drittens aber nimmt man auch
Ihre Federn zum Gebrauch
In die Kissen und die Pfühle,
Denn man liegt nicht gerne kühle. —

Max und Moritz

Seht, da ist die Witwe Bolte,
Die das auch nicht gerne wollte.

Max und Moritz

Ihrer Hühner waren drei
Und ein stolzer Hahn dabei. —
Max und Moritz dachten nun:
Was ist hier jetzt wohl zu tun? —
Ganz geschwinde, eins, zwei, drei,
Schneiden sie sich Brot entzwei,

Max und Moritz

In vier Teile, jedes Stück
Wie ein kleiner Finger dick.
Diese binden sie an Fäden,
Übers Kreuz, ein Stück an jeden,
Und verlegen sie genau
In den Hof der guten Frau.
Kaum hat dies der Hahn gesehen,
Fängt er auch schon an zu krähen:

Max und Moritz

Kikeriki! Kikikerikih!!
Tak, tak, tak! — da kommen sie.

Max und Moritz

Hahn und Hühner schlucken munter
Jedes ein Stück Brot hinunter;

Max und Moritz

Aber als sie sich besinnen,
Konnte keines recht von hinnen.

Max und Moritz

In die Kreuz und in die Quer
Reißen sie sich hin und her,

Max und Moritz

Flattern auf und in die Höh’,
Ach herrje, herrjemine!

Max und Moritz

Ach, sie bleiben an dem langen,
Dürren Ast des Baumes hangen. —
Und ihr Hals wird lang und länger,
Ihr Gesang wird bang und bänger;

Max und Moritz

Jedes legt noch schnell ein Ei,
Und dann kommt der Tod herbei. —

Max und Moritz

Witwe Bolte in der Kammer
Hört im Bette diesen Jammer;

Max und Moritz

Ahnungsvoll tritt sie heraus:
Ach, sie bleiben an dem langen,

Max und Moritz

„Fließet aus dem Aug’, ihr Tränen!
All mein Hoffen, all mein Sehnen,
Meines Lebens schönster Traum
Hängt an diesem Apfelbaum!!“

Max und Moritz

Tiefbetrübt und sorgenschwer
Kriegt sie jetzt das Messer her;
Nimmt die Toten von den Strängen,
Daß sie so nicht länger hängen

Max und Moritz

Und mit stummem Trauerblick
Kehrt sie in ihr Haus zurück. —


Dieses war der erste Streich,
Doch der zweite folgt sogleich.