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Zeit

Zeit. Die Zeit ist kein Wahrnehmungsinhalt, nichts Empirisches, sondern eine apriorische Form der Anschauung, die Form zunächst des „inneren Sinnes“ und sodann, da auch die Vorstellungen äußerer Gegenstände zum Objekt der inneren Wahrnehmung werden, die Form, Art und Weise aller Anschauung, eine ursprüngliche, in der Gesetzlichkeit des wahrnehmenden Bewußtseins selbst entspringende Ordnungsweise des sinnlich Gegebenen. Diese „Subjektivität“ oder Idealität der Zeit hindert nicht, daß die Zeit eine Bestimmung der Objekte selbst ist, freilich nicht als Dinge an sich, wohl aber als Erscheinungen, die also alle in der Zeit sind. Die Zeit kommt den Erscheinungen, den Gegenständen möglicher Erfahrung allgemein und notwendig zu, das Ding an sich aber, das „Noumenon“ (s. d.), ist nicht zeitlich, sondern liegt dem zeitlichen Ablaufe der physischen und psychischen Erscheinungen zeitlos (oder überzeitlich) zugrunde (vgl. Vernunft). Die Zeit ist eine „reine Anschauung“, kein Begriff, aber die Bestimmtheit zeitlicher Einordnung ist doch durch die synthetische Funktion des Verstandes bedingt; die Objektivität der Sukzession hat eine Regelung durch die Kategorie der Kausalität zur Voraussetzung. Die Eigenschaften der Zeit kommen in den Grundsätzen der Arithmetik (s. Mathematik, Zahl) zum Ausdruck; der apriorisch-ideelle Charakter der Zeit erklärt die Apriorität dieser Grundsätze. Die Zeit dient als transzendentales „Schema“ (s. d.) für die Anwendung der Kategorien auf das anschaulich Gegebene.

Die Zeit ist eine (subjektive) reine Anschauung. 1. „Die Vorstellung (idea) der Zeit entspringt nicht aus den Sinnen, sondern wird von ihnen vorausgesetzt. Denn, ob das in die Sinne fallende zugleich oder nacheinander ist, kann nur mittelst der Vorstellung der Zeit vorgestellt werden, und die Zeitfolge erzeugt nicht den Begriff der Zeit, sondern beruft sich auf ihn. Deshalb wird der Begriff der Zeit sehr schlecht, als wäre er durch Erfahrung erworben, definiert als: die Reihe von wirklichem nacheinander Daseiendem. Denn ich verstehe die Bedeutung dieses Nach nicht, wenn ich nicht schon vorher die Vorstellung der Zeit habe. Nacheinander nämlich ist, was zu verschiedener Zeit besteht, sowie zugleich ist, was zu derselben Zeit besteht.“ 2. „Die Vorstellung der Zeit ist eine einzelne, keine allgemeine. Denn jede bestimmte Zeit wird nur vorgestellt als ein Teil einer und derselben unermeßlichen Zeit... Außerdem stellt man sich alles Wirkliche in der Zeit befindlich vor, aber nicht unter ihrem allgemeinen Begriff als gemeinsamem Merkmal enthalten.“ 3. „Die Vorstellung der Zeit ist also eine Anschauung und, da sie vor aller Empfindung gefaßt wird, gleichsam als die Bedingung der im Sinnlichen vorkommenden Beziehungen, so ist sie keine sinnliche, sondern reine Anschauung (intuitus purus).“ 4. „Die Zeit ist eine stetige Größe und das Prinzip der Gesetze des Stetigen in den Veränderungen des Weltalls. Denn das Stetige ist eine Größe, die nicht aus Einfachem besteht. Da aber unter der Zeit nur Beziehungen gedacht werden, ohne die in diesen wechselseitigen Beziehungen stehenden gegebenen Dinge, so ist in der Zeit als einer Größe eine Zusammensetzung enthalten, welche, wenn sie ganz weggedacht wird, gar nichts übrig läßt. Wo aber von einem Zusammengesetzten nach Aufhebung aller Zusammensetzung gar nichts übrig bleibt, da besteht es nicht aus einfachen Teilen. Also usw. Deshalb ist jeder beliebige Teil der Zeit eine Zeit, und das Einfache in der Zeit, also die Augenblicke, sind keine Teile derselben, sondern Grenzen, zwischen denen die Zeit liegt. Denn wenn zwei Augenblicke gegeben sind, so ist damit eine Zeit nur gegeben, soweit innerhalb derselben Wirkliches einander folgt; deshalb muß außer dem gegebenen Augenblicke noch eine Zeit gegeben sein, an deren Ende ein anderer Augenblick steht.“ 5. „Die Zeit ist nichts Objektives und Reales (non est obiectivum aliquid et reale), weder eine Substanz, noch ein Akzidenz, noch ein Verhältnis, sondern eine subjektive, durch die Natur des menschlichen Geistes notwendige Bedingung jsubiectiva conditio per naturam mentis humanae necessariam), wonach alles Sinnliche nach einem bestimmten Gesetze einander beigeordnet wird (certa lege sibi coordinandi). Sie ist eine reine Anschauung. Denn wir ordnen die Substanzen ebenso wie deren Akzidenzen, sowohl nach ihrer Gleichzeitigkeit wie nach ihrer Folge, nur mittelst der Vorstellung der Zeit; daher ist deren Vorstellung, als das Prinzip der Form, älter als die Begriffe von jenen. Was aber die Verhältnisse oder Beziehungen jeder Art anlangt, soweit sie den Sinnen vorkommen, ob sie nämlich zugleich oder nacheinander sind, so enthalten sie nur die zu bestimmenden Stellen in der Zeit, entweder in demselben oder in verschiedenen Zeitpunkten.“ „Daß wir aber die Größe einer Zeit nur in concreto, nämlich entweder an der Bewegung oder an einer Gedankenreihe, abschätzen können, das rührt daher, daß der Begriff der Zeit nur auf einem inneren Gesetz des Geistes beruht und keine angeborene Anschauung ist, und deshalb nur mit Hilfe der Sinne jener Akt des seine Empfindungen ordnenden Geistes hervorgerufen wird.“ Es ist „die Möglichkeit der Veränderungen nur in der Zeit vorstellbar, und die Zeit wird nicht durch die Veränderungen vorstellbar, sondern umgekehrt“. 6. „Obgleich nun die Zeit, an sich und absolut gesetzt, eine Einbildung (ens imaginarium) ist, so ist sie doch, insoweit sie zu dem unveränderlichen Gesetz der Sinnendinge als solcher gehört, ein höchst wahrer Begriff und die über alle möglichen Gegenstände der Sinne ins Unbegrenzte sich erstreckende Bedingung anschaulicher Vorstellung. Denn da das Gleichzeitige als solches den Sinnen nur mit Hilfe der Zeit geboten werden kann, und Veränderungen nur durch die Zeit denkbar sind, so ist klar, daß dieser Begriff die allgemeine Form der Erscheinungen enthält, und daß deshalb alle in der Welt zu beobachtenden Ereignisse, alle Bewegungen und aller innere Wechsel notwendig mit den von der Zeit geltenden ersten Grundsätzen (Axiomen) ... übereinstimmen muß: weil sie nur unter diesen Bedingungen Gegenstände der Sinne sein und einander beigeordnet werden können. Es ist deshalb verkehrt, gegen die ersten Postulate der reinen Zeit, z. B. die Stetigkeit, die Vernunft bewaffnen zu wollen, da sie aus Gesetzen hervorgehen, über die hinaus es nichts Früheres und Älteres gibt, und da die Vernunft selbst, wenn sie von dem Satze des Widerspruchs Gebrauch macht, der Stütze dieses Begriffes nicht entbehren kann: so sehr ist er ihr angestammt und ursprünglich.“ 7. „Die Zeit ist also das unbedingte erste formale Prinzip der sinnlichen Welt. Denn alles irgendwie Wahrnehmbare kann nur gedacht werden als entweder zugleich oder nacheinander gesetzt: also in dem Zuge der einzigen Zeit gleichsam eingewickelt und an bestimmter Stelle sich aufeinander beziehend, so daß durch diesen primären Begriff alles Sinnlichen notwendig das formale Ganze entsteht, was kein Teil eines anderen ist, d. h. die Welt der Erscheinungen“, Mund. sens. § 14 (V 2, 104 ff.).

Die Zeit nähert sich „einem allgemeinen und Vernunftbegriffe, indem sie in ihren Beziehungen überhaupt alles zusammenfaßt, auch den Raum selbst und außerdem die Akzidenzen, die in den Verhältnissen des Raumes nicht enthalten sind, wie die Vorstellungen der Seele. Außerdem aber gibt die Zeit der Vernunft zwar keine Gesetze, aber setzt doch wichtige Bedingungen fest, mit deren Unterstützung der Geist seine Begriffe nach den Gesetzen der Vernunft vergleichen kann. So kann ich über das Unmögliche nur urteilen, wenn ich demselben Subjekte zu derselben Zeit die Prädikate A und Nicht-A beilege. Und hauptsächlich bedarf, wenn wir unseren Geist der Erfahrung zuwenden, die Beziehung von Ursache und Wirkung, wenigstens bei den äußeren Gegenständen, der Verhältnisse des Raumes; bei allen aber, äußeren wie inneren, kann der Verstand nur mit Hilfe der Zeitbeziehung sich belehren, was das Frühere und was das Spätere, d. h. das Bewirkte, ist. Und sogar die Größe des Raumes selbst kann man nicht verständlich machen, wenn man ihn nicht auf ein Maß als Einheit bezieht und mittelst der Zahl darstellt, die selbst nichts anderes als eine Vielheit bedeutet, die durch Zählen, d. h. durch allmähliche Hinzufügung des einen zu dem anderen innerhalb einer gegebenen Zeit, deutlich erkannt wird“, Mund. sens. § 15 (V 2, 114 f.). „Da ... die Möglichkeit aller Veränderungen und Folgen, deren Prinzip, soweit es sinnlich erkannt wird, in dem Begriffe der Zeit enthalten ist, die Beharrlichkeit des Subjekts voraussetzt, dessen entgegengesetzte Zustände einander folgen, dasjenige aber, dessen Zustände fließend sind, nicht beharrt, wenn es nicht von einem anderen erhalten wird: so ist der Begriff der Zeit, als des einzigen Unendlichen und Unveränderlichen, in dem alle Dinge sind und beharren, die Ewigkeit der gemeinsamen Ursache in der Erscheinung“, ibid. § 22 Anmerk. (V 2, 120). „Die Momente der Zeit scheinen sich nicht zu folgen, weil auf diese Weise noch eine andere Zeit für die Folge der Momente vorausgesetzt werden müßte; vielmehr scheint das Wirkliche vermittelst der sinnlichen Anschauung wie vermittelst einer stetigen Reihe von Momenten herabzusteigen“, ibid. Anm. (V 2, 120).

Die Zeit ist eine der Anschauungsformen (s. d.). Die „metaphysische“ Erörterung (s. d.) der Zeit ergibt: „Die Zeit ist 1. kein empirischer Begriff, der von irgendeiner Erfahrung abgezogen worden: Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung der Zeit nicht a priori zum Grunde läge. Nur unter deren Voraussetzung kann man sich vorstellen, daß einiges zu einer und derselben Zeit (zugleich) oder in verschiedenen Zeiten (nach einander) sei.“ 2. „Die Zeit ist eine notwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In ihr allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich. Diese können insgesamt wegfallen, aber sie selbst (als die allgemeine Bedingung ihrer Möglichkeit) kann nicht aufgehoben werden.“ 3. „Auf diese Notwendigkeit a priori gründet sich auch die Möglichkeit apodiktischer Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit, oder Axiomen von der Zeit überhaupt. Sie hat nur eine Dimension: verschiedene Zeiten sind nicht zugleich, sondern nacheinander (so wie verschiedene Räume nicht nacheinander, sondern zugleich sind). Diese Grundsätze können aus der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese würde weder strenge Allgemeinheit, noch apodiktische Gewißheit geben. Wir würden nur sagen können: so lehrt es die gemeine Wahrnehmung; nicht aber: so muß es sich verhalten. Diese Grundsätze gelten als Regeln, unter denen überhaupt Erfahrungen möglich sind, und belehren uns vor derselben, und nicht durch dieselbe.“ 4. „Die Zeit ist kein diskursiver, oder, wie man ihn nennt, allgemeiner Begriff, sondern eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene Zeiten sind nur Teile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden kann, ist aber Anschauung. Auch würde sich der Satz, daß verschiedene Zeiten nicht zugleich sein können, aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten lassen. Der Satz ist synthetisch und kann aus Begriffen allein nicht entspringen. Er ist also in der Anschauung und Vorstellung der Zeit unmittelbar enthalten.“ 5. „Die Unendlichkeit der Zeit bedeutet nichts weiter, als daß alle bestimmte Größe der Zeit nur durch Einschränkungen einer einzigen zum Grunde liegenden Zeit möglich sei. Daher muß die ursprüngliche Vorstellung der Zeit als uneingeschränkt gegeben sein. Wovon aber die Teile selbst und jede Größe eines Gegenstandes nur durch Einschränkung bestimmt vorgestellt werden können, da muß die ganze Vorstellung nicht durch Begriffe gegeben sein (denn die enthalten nur Teilvorstellungen), sondern es muß ihnen unmittelbare Anschauung zum Grunde liegen“, KrV tr. Ästh. § 4 (I 86 f.—Rc 103 ff.). In Nr. 3. ist zugleich schon eine „transzendentale“ Erörterung des Zeitbegriffs enthalten. „Hier füge ich noch hinzu, daß der Begriff der Veränderung und mit ihm der Begriff der Bewegung (als Veränderung des Orts) nur durch und in der Zeitvorstellung möglich ist: daß, wenn diese Vorstellung nicht Anschauung (innere) a priori wäre, kein Begriff, welcher es auch sei, die Möglichkeit einer Veränderung, d. i. einer Verbindung kontradiktorisch-entgegengesetzter Prädikate (z. B. das Sein an einem Orte und das Nichtsein eben desselben Dinges an demselben Orte) in einem und demselben Objekte begreiflich machen könnte. Nur in der Zeit können beide kontradiktorisch-entgegengesetzte Bestimmungen in einem Dinge, nämlich nacheinander, anzutreffen sein. Also erklärt unser Zeitbegriff die Möglichkeit so vieler synthetischer Erkenntnisse a priori, als die allgemeine Bewegungslehre, die nicht wenig fruchtbar ist, darlegt“, ibid. § 5 (I 87 f.—Rc 105).

Es folgt aus dem allen: „a) Die Zeit ist nicht etwas, was für sich selbst bestünde, oder den Dingen als objektive Bestimmung anhinge, mithin übrig bliebe, wenn man von allen subjektiven Bedingungen der Anschauungen derselben abstrahiert; denn im ersten Fall würde sie etwas sein, was ohne wirklichen Gegenstand dennoch wirklich wäre. Was aber das zweite betrifft, so könnte sie als eine den Dingen selbst anhängende Bestimmung oder Ordnung nicht vor den Gegenständen, als ihre Bedingung, vorhergehen, und a priori durch synthetische Sätze erkannt und angeschaut werden. Dieses letztere findet dagegen sehr wohl statt, wenn die Zeit nichts als die subjektive Bedingung ist, unter der allein Anschauungen in uns stattfinden können. Denn da kann diese Form der inneren Anschauung vor den Gegenständen, mithin a priori, vorgestellt werden.“ „b) Die Zeit ist nichts anderes als die Form des inneren Sinnes, d. i. des Anschauens unserer selbst und unseres inneren Zustandes. Denn die Zeit kann keine Bestimmung äußerer Erscheinungen sein; sie gehört weder zu einer Gestalt oder Lage usw., dagegen bestimmt sie das Verhältnis der Vorstellungen in unserem inneren Zustande. Und eben weil diese innere Anschauung keine Gestalt gibt, suchen wir auch diesen Mangel durch Analogien zu ersetzen, und stellen die Zeitfolge durch eine ins Unendliche fortgehende Linie vor, in welcher das Mannigfaltige eine Reihe ausmacht, die nur von einer Dimension ist, und schließen aus den Eigenschaften dieser Linie auf alle Eigenschaften der Zeit, außer dem einigen, daß die Teile der ersteren zugleich, die der letzteren aber jederzeit nacheinander sind. Hieraus erhellt auch, daß die Vorstellung der Zeit selbst Anschauung sei, weil alle ihre Verhältnisse sich an einer äußeren Anschauung ausdrücken lassen.“ „c) Die Zeit ist die formale Bedingung a priori aller Erscheinungen überhaupt. Der Raum, als die reine Form aller äußeren Anschauung, ist als Bedingung a priori bloß auf äußere Erscheinungen eingeschränkt. Dagegen, weil alle Vorstellungen, sie mögen nun äußere Dinge zum Gegenstande haben oder nicht, doch an sich selbst, als Bestimmungen des Gemüts, zum inneren Zustande gehören, dieser innere Zustand aber unter die formale Bedingung der inneren Anschauung, mithin die Zeit gehört, so ist die Zeit eine Bedingung a priori von aller Erscheinung überhaupt, und zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer Seele) und eben dadurch mittelbar auch der äußeren Erscheinungen. Wenn ich a priori sagen kann: alle äußeren Erscheinungen sind im Raume und nach den Verhältnissen des Raumes a priori bestimmt, so kann ich aus dem Prinzip des inneren Sinnes ganz allgemein sagen: alle Erscheinungen überhaupt, d. i. alle Gegenstände der Sinne sind in der Zeit und stehen notwendigerweise in Verhältnissen der Zeit.“ „Wenn wir von unserer Art, uns selbst innerlich anzuschauen, und vermittelst dieser Anschauung auch alle äußeren Anschauungen in der Vorstellungskraft zu befassen, abstrahieren und mithin die Gegenstände nehmen, so wie sie an sich selbst sein mögen, so ist die Zeit nichts. Sie ist nur von objektiver Gültigkeit in Ansehung der Erscheinungen, weil dieses schon Dinge sind, die wir als Gegenstände unserer Sinne annehmen...“ Alle Gegenstände als solche Erscheinungen sind in der Zeit, die Dinge an sich aber nicht. „Die Zeit ist also lediglich eine subjektive Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung (welche jederzeit sinnlich ist, d. i. sofern wir von Gegenständen affiziert werden), und an sich, außer dem Subjekte, nichts.“ „Unsere Behauptungen lehren demnach empirische Realität der Zeit, d. i. objektive Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die jemals unseren Sinnen gegeben werden mögen. Und da unsere Anschauung jederzeit sinnlich ist, so kann uns in der Erfahrung niemals ein Gegenstand gegeben werden, der nicht unter die Bedingung der Zeit gehörte. Dagegen bestreiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, daß sie nämlich, auch ohne auf die Form unserer sinnlichen Anschauung Rücksicht zu nehmen, schlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenschaft anhinge.“ Hierin besteht also die „transzendentale Idealität“ der Zeit, KrV tr. Ästh. § 6 (I 88 ff.—Rc 106 ff.). Die Zeit ist aber etwas (empirisch, phänomenal) „Wirkliches“, nämlich als „wirkliche Form der inneren Anschauung“. Sie hat also „subjektive Realität in Ansehung der inneren Erfahrung, d. i. ich habe wirklich die Vorstellung von der Zeit und meinen Bestimmungen in ihr“. Sie ist wirklich als „Vorstellungsart meiner selbst als Objekts“. Nur an sich ist das Ich (mit seinen Bestimmtheiten) nicht zeitlich, nicht etwas in „Veränderung“ Befindliches, ibid. § 7 (I 91 f.—Rc 109 f.). „Ich kann zwar sagen: meine Vorstellungen folgen einander; aber das heißt nur, wir sind uns ihrer als in einer Zeitfolge, d. i. nach der Form des inneren Sinnes, bewußt. Die Zeit ist darum nicht etwas an sich selbst, auch keine den Dingen objektiv anhängende Bestimmung“, ibid. Arnn. (I 92—Rc 110).

Die drei Modi der Zeit sind Beharrlichkeit (s. d.), Folge und Zugleichsein (vgl. Analogien). Alle empirischen Zeitbestimmungen stehen unter apriorischen Regeln der allgemeinen Zeitbestimmung, Regeln des Verstandes, „durch welche allein das Dasein der Erscheinungen synthetische Einheit nach Zeitverhältnissen bekommen kann“ und durch die jeder Erscheinung ihre „Stelle in der Zeit“ a priori bestimmt wird, KrV tr. Anal. 2. B. 2. H. 3. Abs., 3 (I 214 ff.—Rc 271 ff.) u. 3. Analogie (I 247—Rc 307); vgl. Substanz, Kausalität, Wechselwirkung. „Alle Erscheinungen sind in der Zeit, in welcher, als Substrat (als beharrlicher Form der inneren Anschauung) das Zugleichsein sowohl als die Folge allein vorgestellt werden. Die Zeit also, in der aller Wechsel der Erscheinungen gedacht werden soll, bleibt und wechselt nicht, weil sie dasjenige ist, in welchem das Nacheinander- oder Zugleichsein nur als Bestimmungen derselben vorgestellt werden können.“ Die Zeit für sich kann nicht wahrgenommen werden. Folglich muß in den Erscheinungen das „Substrat“ anzutreffen sein, welches „die Zeit überhaupt,“ vorstellt, und an dem aller Wechsel und alles Zugleichsein durch das Verhältnis der Erscheinungen zu demselben aufgefaßt werden kann, nämlich die Substanz (s. d.). Das Beharrliche ist das Substrat der empirischen Vorstellung der Zeit selbst, an welchem alle Zeitbestimmung allein möglich ist. Durch das Beharrliche bekommt erst das Dasein eine Größe, die man Dauer (s. d.) nennt. „Substanzen (in der Erscheinung) sind die Substrate aller Zeitbestimmungen“, ibid. 1. Analogie (I 219 ff.—Rc 276 ff.). Es ist nur Eine Zeit, in welcher alle verschiedenen Zeiten nicht zugleich, sondern nacheinander gesetzt werden müssen, ibid. (I 224—Rc 282). „Unsere Apprehension des Mannigfaltigen der Erscheinung ist jederzeit sukzessiv, und ist also immer wechselnd. Wir können also dadurch allein niemals bestimmen, ob dieses Mannigfaltige, als Gegenstand der Erfahrung, zugleich sei oder nacheinander folge, wo an ihr nicht etwas zum Grunde liegt, was jederzeit ist, d. i. etwas Bleibendes und Beharrliches, von welchem aller Wechsel und Zugleichsein nichts als so viel Arten (modi der Zeit) sind, wie das Beharrliche existiert. Nur in dem Beharrlichen sind also Zeitverhältnisse möglich.“ „Die Beharrlichkeit drückt überhaupt die Zeit, als das beständige Korrelatum allen Daseins der Erscheinungen, alles Wechsels und aller Begleitung, aus. Denn der Wechsel trifft die Zeit selbst nicht, sondern nur die Erscheinungen in der Zeit (so wie das Zugleichsein nicht ein Modus der Zeit ist, als in welcher gar keine Teile zugleich, sondern alle nacheinander sind)“, ibid. (I 220—Rc 277 f.). Ohne Veränderungen (s. d.) würde uns die Vorstellung der Zeitreihe nicht gegeben sein. „Die Zeit geht zwar als formale Bedingung der Möglichkeit der Veränderungen vor diesen objektiv vorher, allein subjektiv und in der Wirklichkeit des Bewußtseins ist diese Vorstellung doch nur. so wie jede andere, durch Veranlassung der Wahrnehmungen gegeben“, KrV tr. Dial. 2. B. 2. H. 2. Abs. 4. Widerstreit Thesis Anm. (I 410—Rc 538) Die Zeit macht die synthetischen Sätze a priori der Arithmetik und Mechanik möglich, Prol. § 10 (III 36 f.). Sie ist eine Bedingung der Größe, ibid. § 26 (III 68 f.); vgl. Grad. Ein Anfang (s. d.) in der Zeit ist denkbar, aber nicht ein Anfang der Zeit (vgl. Unendlichkeit, Ewigkeit, Antinomien).

Um die Sukzession einer konkreten Zeit sich vorzustellen, muß man „schon die reine Anschauung der Zeit, worin jene Vorstellungen sich sukzedieren sollen“, voraussetzen, An Reinhold 19. Mai 1789. „Man kann wohl die Zeit in sich, sich selbst aber nicht in der Zeit setzen und darin bestimmen, und darin besteht doch das empirische Selbstbewußtsein. Um sein Dasein also in der Zeit zu bestimmen, muß man sich mit etwas anderm in äußerm Verhältnis anschauen, welches eben darum als beharrlich betrachtet werden muß“, N 5654; vgl. 6313. „Die Verhältnisse der Dinge werden überhaupt jederzeit durch Realverknüpfungen vorgestellt, und die Zeit ist nur die Form der Erscheinung, in der diese auf solche Weise verknüpften Dinge angeschaut werden. Die Zeit bringt keine Vorstellungen verknüpfter Dinge hervor“, N 4174. Die Zeit ist die „Form des inneren Sinnes“. N 4518; die „Form der inneren Erscheinung“, N 5319. Sie ist „das Maß von der Dauer endlicher Dinge, sofern sie erscheinen“. „Das Dasein in der Zeit ist die Zufälligkeit in der Erscheinung“, N 4269. „Die Zeit ist eine Reihe, in der die Ordnung der Synthesis bestimmt ist: das erste, das mittlere und letzte; drei Punkte als Grenzen“, N 5347. Ohne Raum „würde Zeit selbst nicht als Größe vorgestellt und überhaupt dieser Begriff keinen Gegenstand haben“, N 13. Vgl. Anschauungsformen, Koexistenz, Sukzession, Schema, Kausalität, Sinn (innerer), Ich, Dauer, Vernunft, Freiheit, Zahl.