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Teleologie

Teleologie. Die Teleologie ist nicht ein Teil der Theologie, denn sie hat Naturerzeugungen und deren Ursache zum Gegenstande. Sie gehört auch nicht zur Naturwissenschaft, „welche bestimmender und nicht bloß reflektierender Prinzipien bedarf, um von Naturwirkungen objektive Gründe anzugeben“. Die Teleologie als Wissenschaft gehört „zu gar keiner Doktrin“, sondern nur zur Kritik der Urteilskraft (s. d.). „Aber sofern sie Prinzipien a priori enthält, kann und muß sie die Methode, wie über die Natur nach dem Prinzip der Endursachen geurteilt werden müsse, angeben; und so hat ihre Methodenlehre wenigstens negativen Einfluß auf das Verfahren in der theoretischen Naturwissenschaft, und auch auf das Verhältnis, welches diese in der Metaphysik zur Theologie als Propädeutik derselben haben kann“, KU § 79 (II 283 f.).

Der Endzweck (s. d.) der Schöpfung ist nach den Theologen und Metaphysikern die „Ehre Gottes“, d. h. eigentlich nichts anderes, „als daß in der wirklichen Welt eine solche Zweckverbindung sei, die im ganzen genommen das höchste in einer Welt mögliche Gut, mithin die teleologische oberste Bedingung des Daseins derselben entfalte und einer Gottheit als moralischen Urhebers würdig sei“. Die „oberste Bedingung der Weltvollkommenheit“ ist die „Moralität der vernünftigen Weltwesen, welche wiederum auf dem Begriffe der Freiheit beruht, deren als unbedingter Selbsttätigkeit diese sich wiederum selbst bewußt sein müssen, um moralisch gut sein zu können; unter deren Voraussetzung aber es schlechthin unmöglich ist, sie als durch Schöpfung, also durch den Willen eines anderen entstandenen Wesens theoretisch nach dieser ihrer Zweckmäßigkeit zu erkennen“. Obgleich der Mensch in „theoretisch-dogmatischer Rücksicht“ die „Möglichkeit des Endzweckes, danach er streben soll, den er aber nicht ganz in seiner Gewalt hat“, sich gar nicht begreiflich machen kann, so bleibt ihm doch ein „praktisch-dogmatisches Prinzip“ des Überschrittes zu diesem Ideal der Weltvollkommenheit übrig, nämlich „unerachtet des Einwurfes, den der Lauf der Welt als Erscheinung gegen jenen Fortschritt in den Weg legt, doch in ihr, als Objekt an sich selbst, eine solche moralisch-teleologische Verknüpfung, die auf den Endzweck als das übersinnliche Ziel seiner praktischen Vernunft, das höchste Gut, nach einer für ihn unbegreiflichen Ordnung der Natur hinausgeht, anzunehmen“. „Daß die Welt im ganzen immer zum Besseren fortschreite, dies anzunehmen berechtigt ihn keine Theorie, aber wohl die reine praktische Vernunft, welche nach einer solchen Hypothese zu handeln dogmatisch gebietet und so nach diesem Prinzip sich eine Theorie macht, der er zwar in dieser Absicht nichts weiter als die Denkbarkeit unterlegen kann, welches in theoretischer Rücksicht die objektive Realität dieses Ideals darzutun bei weitem nicht hinreichend ist, in moralisch-praktischer aber der Vernunft völlig Genüge tut.“ Die Zusammenstimmung der physischen mit der moralischen Teleologie ist in praktisch-dogmatischer Rücksicht ein „reeller und durch die praktische Vernunft für unsere Pflicht sanktionierter Begriff“, Fortschr. d. Metaph. 2. Abt. Auflös. der Aufgabe II (V 3, 138 ff.). Vgl. Zweck, Endzweck, Organismus, Physikotheologie, Ethikotheologie, Urteilskraft, Technik, Ästhetik.