Paolo Veronese



- Venedig, Verona, Vicenza, Wien


Am reichsten und glänzendsten ist übrigens der Meister in Venedig vertreten. Hier sieht man u. A. von ihm: in der Kirche San Sebastiano, in welcher der Meister begraben liegt und seine Büste aufgestellt ist, Wände und Altäre mit einer zahllosen Menge von Werken seiner Hand geschmückt, von denen namentlich die drei sehr großen, mit aller Sorgfalt und aller Herrlichkeit seines Kolorits (1560—1565) ausgeführten Gemälde, welche das Ende des h. Sebastians, den Gang zum Richtplatz (vom Jahr 1565), die Folter und seinen Tod darstellen, hervorgehoben zu werden verdienen. Das Hauptaltarbild ist eine Madonna in der Glorie mit vielen Heiligen vom Jahr 1558. Die großen Flügel der Orgel in derselben Kirche enthalten außen eine schöne Darstellung im Tempel, innen das Wunder am Teiche Bethesda (gemalt um 1560). Von den Deckenbildern der Kirche ist Ahasver, der die Esther krönt, umgeben von Hofleuten und Damen, das Beste. Die Decke der Sakristei mit der Krönung der Maria ist das erste Bild, das Paolo in Venedig gemalt. In San Francesco della vigna befindet sich eine Auferstehung Christi und eine Madonna mit Heiligen, in del Redentore eine Taufe Christi von ihm. Eine Vermählung der h. Katharina in der Kirche Santa Catterina ist von schönster, lebendigster Empfindung und trefflich ausgeführt. Auch in verschiedenen anderen Kirchen Venedigs, in San Luca, San Giovanni e Paolo trifft man herrliche Bilder des Meisters. Im Palazzo Pisani a San Polo sieht man seine berühmte Familie des Darius vor Alexander mit Porträts aus der Familie Pisani. auch verwahrt der Palazzo Reale eine Menge Gemälde von ihm. Hauptwerke des Meisters birgt ferner der Dogenpalast. Hier bewundert man u. A. in der Sala dell' anticollegio sein herrliches Bild, den Raub der Europa und eine thronende Venezia; in der Sala del collegio das Wandgemälde, den Sieger von Lepanto, Seb. Venerio, darstellend, wie er von verschiedenen Heiligen dem niederschwebenden Christus empfohlen wird, und die 11 Gemälde; sowie 6 Chiaroscuri der Decke, die zu Paolos schönsten und frischesten Malereien gehören; in der Sala de Dieci: einen Alten, der bei einer jungen Schotten sitzt; in der Sala del maggior consigli: die Rückkehr des Dogen Contarini nach dem Sieg über die Genoveser; die Verteidigung von Scutari und an der Decke eine Glorifikation der Venezia, die von Ehre, Frieden und Freiheit zu den Göttern getragen wird. An der Decke der ehemaligen Bibliothek von San Marco sind auch noch in achteckigen Medaillons die Allegorien auf die Musik, Geographie, Arithmetik und Ehre nebst noch mehreren anderen Bildern wohl erhalten. Es sind dies diejenigen Arbeiten, für die Paolo, wie Eingangs erwähnt, mit dem Gnadengeschenk einer goldenen Kette beehrt wurde. Eine größere Anzahl von Bildern, worunter wiederum höchst bedeutende, befinden sich in der Akademie: das schöne Gastmahl des Levi (früher im Refektorium von San Giovanni e Paolo), eine riesige Prachtkomposition (gest. v. Saenredam); eine große Krönung Maria mit einem ganzen gedrängten Paradies voller Heiligen; eine Verkündigung; eine Madonna in trono mit Heiligen; Maria Himmelfahrt; eine Kreuztragung; eine Caritas; der Glaube und mehrere Szenen aus dem Martyrium der heil. Christine; ferner Ezechiel und Jesaias (grau in grau). — Die Freskomalereien, womit Paolo mehrere Fassaden von Häusern in Venedig schmückte, sind sämtlich zu Grunde gegangen. — Das Hochaltarbild in San Giorgio in Braida zu Verona, das Martyrium des heil. Georg's darstellend, gehört zu den Meisterwerken ersten Ranges in der Malerei; in San Fermo Maggiore ebendaselbst verwahrt man eine Madonna mit Engeln und Heiligen von Veronese. — Endlich sieht man noch in San Corona zu Vicenza: eine Anbetung der Könige und im Refektorium des Klosters auf dem Monte Bercio: Christus als Pilger an der Tafel Papst Gregors des Grossen. — Eine ziemlich große Anzahl von Bildern des Meisters enthält schließlich die Gemäldegalerie im Belvedere zu Wien und zwar sechs größere: Christus zu Bethania bei Simon dem Aussätzigen; Christus und die Ehebrecherin; Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen; Mariae Verkündigung; die Anbetung der Weisen und ein rundes Deckenbild: Quintus Curtius, der sich in Gegenwart des römischen Volks in den offenen Pfuhl stürzt; sodann 17 kleinere, worunter: Judith mit dem Haupte des Holofernes; die heil. Jungfrau auf dem Throne mit der h. Katharina, der h. Barbara Und zwei Nonnen; Christus heilt die kranke Frau, die den Saum seines Kleides berührt; die drei Weisen aus dem Morgenlande; die ersten Eltern nach der Vertreibung aus dem Paradiese; Dejanira von Nessus entführt; Venus und Adonis mit Amor in einer Laube sitzend; die mystische Vermählung der h. Katharina; der h. Sebastian, von Pfeilen durchbohrt; Christus über dem Grabe schwebend; der h. Nicolaus; Johannes, der Täufer; Lucretia stößt sich den Dolch in die Brust und Tier Porträts, unter denen sich das Bildnis der bekannten Katharina Cornaro, Königin von Zypern befindet. — Nach Paolos Tode fertigten seine Erben nach seinen Motiven viele Bilder, die aber entfernt nicht die echte Fülle des Daseins atmen, welche den Grundton seiner Originalwerke ausmacht. Unter jene gehört ein großes unangenehmes Gastmahl beim Pharisäer in der Akademie zu Venedig.

 

Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. — Museo Fiorentino, woselbst auch sein Porträt im Stich. — Lanzi, Gesch. der Malerei in Italien. — Kugler, Handb. der Gesch. der Malerei. — Kugler, Handb. der Kunstgesch. — Waagen, Kunstwerke und Künstler in England. — Waagen, Kunstwerke und Künstler in Paris. — Passavant, Kunstreise durch England und Belgien. — Förster, Briefe über Malerei. — Förster, Handbuch für Reisende in Italien. — Burckhardt, der Cicerone. — Kunstblatt, Jahrg. 1841, Nro. 93, 95, 96.

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