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Fememörder

Die aufsehenerregenden Aufsätze, die ein früheres Mitglied der deutschen Nationalen Verbände in der Weltbühne veröffentlicht hat, sind jetzt gesammelt erschienen: »Verschwörer und Fememörder« von Carl Mertens (Verlag der Weltbühne, Berlin-Charlottenburg). Ganz gleich wie der einzelne zu den Fragen der inneren deutschen Politik stehen mag; es muß jeden anständigen Menschen, der diese schwärzesten Seiten der modernen Geschichte Deutschlands liest, kalt überlaufen, wenn er in diesen Abgrund von Korruption, moralischem Schmutz, Roheit und Jugendverderbnis blickt. Die Darstellung ist durchaus ruhig und leidenschaftslos; das Buch weist zwei große Vorzüge auf: seine brillante Dokumentierung und die sehr lebendigen Bilderbögen »Aus der Welt der Fememörder«. Allein der Umgangston, den diese Landsknechte am Leibe haben, spricht Bände, und die Zusammenhänge zwischen der schwarzen Reichswehr und den zahlenden Gutsbesitzern sind so ernster Natur, dass man heute erst sieht, an welchem entsetzlichen Unglück Deutschland gerade vorbeigekommen ist. Hätten diese Horden losgeschlagen, so wären die Folgen unabsehbar gewesen. Es ist traurig, zu denken, wieviel Menschen dafür ins Zuchthaus gegangen sind, dass sie damals versucht haben, auf diese große nationale Gefahr aufmerksam zu machen. Das Werk von Mertens, das in Deutschland und im Ausland großes Interesse wachgerufen hat, sollte jeder Republikaner kennen. Es ist ein Markstein auf dem mühsamen und steilen Wege, der zu einer demokratischen Republik führt.

Ignaz Wrobel
Prager Tageblatt, 17.04.1926.