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Der Dichter der »Weber« bei Ullstein und Mosse

Erst hieß es schüchtern, Hauptmann beschäftige sich momentan mit einer Bearbeitung der Parzivalsage für die Jugend. Nun kommt heraus, dass diese Bearbeitung bei Ullstein erscheinen wird.

Es ist nicht hübsch, dass der Hauptmann mit seiner Uniform handeln geht. Wenn auch das Dichten bei ihm kein Geschäft war, so wird es ihm doch niemand übelnehmen, wenn er seine Werke so günstig wie möglich verkauft. Aber ein Mann wie Hauptmann hat doch die Pflicht, zu sehen, an wen. Er mußte wissen, dass Ullstein ihn zu dieser Arbeit nur aufgefordert hat, um mit dem Namen zu protzen. Wie er mit anderen auch protzt.

Hauptmann, der vor 14 Jahren die »Weber« schrieb, durfte nicht einem Verlag seinen Namen vermieten, dem systematisch – in allen Dingen – die fettgedruckte Überschrift wichtiger ist als der Inhalt, der mittäglich den Geschmack durch dumme Witze und schlechte Sensation noch mehr verdirbt, der die Leibwäsche der Finanz und die Abführmittel der Schauspieler aus dem ff studiert, der politisch soweit liberal ist, wie das Geschäft es erlaubt – Hauptmann durfte das nicht.

Ullstein ist kein Vorwurf zu machen. Er ist Kaufmann.

Ebenso wie Mosse, der einen neuen Roman Hauptmanns zum teelöffelweisen Abguß … Abdruck wollte ich sagen, für das »Tageblatt« erworben hat.

Es ist ein trauriges Schauspiel, einen Dichter handeln zu sehen.

anonym
Vorwärts, 05.12.1911, Nr. 284, S. 1.