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Die Unmenschlichkeit des Weisen

469.

Die Unmenschlichkeit des Weisen. — Bei dem schweren, Alles zermalmenden Gange des Weisen, welcher, nach dem buddhistischen Liede, „einsam wandelt wie das Rhinozeros“, — bedarf es von Zeit zu Zeit der Zeichen einer versöhnlichen und gemilderten Menschlichkeit: und zwar nicht nur jener schnelleren Schritte, jener artigen und geselligen Wendungen des Geistes, nicht nur des Witzes und einer gewissen Selbstverspottung, sondern selbst er Widersprüche, der gelegentlichen Rückfälle in die herrschende Ungereimtheit. Damit er nicht der Walze gleiche, welche wie das Verhängnis daherrollt, muss der Weise, der lehren will, seine Fehler zu seiner Beschönigung gebrauchen, und indem er sagt „verachtet mich!“, bittet er um die Gunst, der Fürsprecher einer anmaßlichen Wahrheit zu sein. Er will euch in’s Gebirge führen, er wird euer Leben vielleicht in Gefahr bringen: dafür überlässt er es euch willig, vorher und nachher, an einem solchen Führer Rache zu nehmen, — es ist der Preis, um den er sich selber den Genuss macht, voranzugehen. — Gedenkt ihr dessen, was euch durch den Sinn ging, als er euch einmal durch eine finstere Höhle auf schlüpfrigen Wegen geleitete? Wie euer Herz, klopfend und missmutig, sich sagte: „dieser Führer da könnte Besseres tun, als hier herumzukriegen! Er gehört zu einer neugierigen Art von Müßiggängern: — ist es nicht schon zu viel Ehre für ihn, dass wir ihm überhaupt einen Wert zuzuerkennen scheinen, indem wir ihm folgen?“