Großer Unbekannter
Großer Unbekannter, nach Büchmann S. 29 der von dem Publizisten James Ballantyne aus den anonymen Verfasser des 1814 erschienenen Waverley gemünzte Name. Dieser Ausdruck (engl. The great Unknown) bürgerte sich als schlagende Bezeichnung für den großen Romandichter Sir Walter Scott in Kürze auch im Deutschen ein und wurde sehr beliebt.
Pückler, Briefe eines Verstorbenen 3, 14 (am 14. Sept. 1826) schreibt: „Im ferneren Verlauf des Gesprächs kamen wir aus Sir Walter Scott. Goethe war aber nicht sehr enthusiastisch für den großen Unbekannten eingenommen.“ Die Stimmung des Publikums charakterisiert anschaulich Hauff 6, 210 ff., der den dritten Abschnitt seiner Skizzen über „Die Bücher und die Lesewelt“ überschreibt: Der große Unbekannte. Dagegen benutzt Immermann 14, 207 ff. (1828) dieses literarische Versteckspiel geradezu als Lustspielmotiv: „Von Eduard Sternberg, dem kleinen Unbekannten, wollten sie nichts wissen; vor Sir Walter, dem großen Unbekannten, sollen sie schon Respekt haben!“
Bezug nimmt auch Gaudys Novellette „Der junge Autor“ 12, 161: „Das Beispiel so vieler großer Geister, die auch damit anfingen, unter fremdem Namen ihr Volk zu entzücken, bestärkt ihn in diesem Vorsatz, und er malt sich den Eifer des Publikums, den Schleier zu lüften, die Wetten für und gegen seine Identität, bis dass es dem Autor gefällig sei, als „großer Bekannter“ an das Licht zu treten, mit den blühenbsien Farben aus.“
Dagegen wird von Görres 5, 298 (1826) der Teufel als der große Unbekannte bezeichnet. Vgl. ferner Lenaus Gedicht „Der Hagestolz“ (1838) und Heine 2, 433 (1844).
Im Büchmann wird außerdem an den „großen Unbekannten“ erinnert, den die Angeklagten bei Gerichtsverhandlungen so gern in ihren Ausflüchten in Anspruch nehmen.