Zum Hauptinhalt springen

1100. Natürlich¹⁾. Naiv²⁾.

1) Natural.
Naturel.
Naturale.
2) Naïve.
Naïf.
Ingenuo (schietto).

Natürlich wird von jedem Naturwesen gebraucht, naiv (vgl. Art. 184) nur von menschlichen Gedanken, Reden und Handlungen. Aber auch bei diesen unterscheidet sich das Naive von dem Natürlichen. Naiv nennt man nämlich das Natürliche nur, sofern es zur Kunst und zu dem Künstlichen wie Erkünstelten in Gegensatz steht und diese übertrifft. Das Natürliche kann auch etwas Rohes und Gemeines sein, das Naive niemals. „Das rein Natürliche, insofern es sittlich-gefällig ist, nennen wir naiv.“ Goethe, Spr. i. Pr. 696 a. „Das Naive als natürlich ist mit dem Wirklichen verschwistert. Das Wirkliche ohne sittlichen Bezug nennen wir gemein.“ Ebenda 696 b. „Zum Naiven wird erfordert, daß die Natur über die Kunst den Sieg davontrage.“ Schiller, Über naive und sentimentalische Dichtung.