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Ödem

Ödem gr. oideô schwellen, Hydrops, Wassersucht krankhafte Ansammlung von Blutflüssigkeit in den Lymphspalten der Gewebe oder in den serösen Körperhöhlen. Transsudat zum Unterschied von Exsudat, chemisch unterscheidbar durch MORITZ-RIVALTA Probe, s.d. Ausgedehntes Ödem der Haut nennt man auch Anasarka, Wassersucht der verschiedenen Höhlen: Höhlenwassersucht, Hydrothorax, Hydroperikardium, Ascites, Hydrocephalus, Hydarthros. Das Ödem entsteht 1. durch Erhöhung des Blutdrucks in Venen und Kapillaren: Stauungs-Ödem: eine besondere Form davon ist das Ödem durch Strombehinderung in den großen Lymphbahnen, vgl. Chylös; 2. durch vermehrte Sekretionstätigkeit der Kapillarendothelien: Sekretions- oder Gefäß-Ödem. Auch vermehrter Wassergehalt des Blutes, Hydrämie, z. B. bei Blutkrankheiten, Unterschiede im osmotischen Druck, besonders vermehrter Kochsalzgehalt des Blutes (vgl. Salzödem, Kochsalzentziehung) und Nerveneinflüsse spielen mit. 3. durch Entzündungsreize, die eine vermehrte Sekretion bewirken: entzündliches Ödem = Exsudat, seröse Entzündung, s. d., innerhalb der Gewebsspalten. (Es kommen auch Mischformen vor!) Die erste der genannten Ursachen ist maßgebend für das Ödem bei Herzschwäche, die zweite bei dem Ödem der Nierenkranken, doch spielen hier entzündliche Vorgänge oft mit. Das Stauuugs-Ödem zeigt sich zuerst an den abhängigen Teilen, als Knöchel-Ödem und Schienbeinmitte nach innen zu. Das Nieren-Ödem meist zuerst im Gesicht, besonders um die Augen; das Ödem bei Leberzirrhose usw. als Ascites. Die Vorstufe des Ödems, wobei schon zuviel Wasser im Körper zurückgehalten wird, aber das Ödem noch nicht ausgesprochen ist, nennt man Präödem oder Ödembereitschaft. Eine besondere Form des Stauungs-Ödems ist das Lungen-Ödem Erfüllung der Lungenbläschen mit wäßrigem Transsudat, eine andere das Marantische Ödem bei großer Schwäche, z. T. durch Fehlen der die Lymphbewegung anregenden Muskeltätigkeit. Durch Unterernährung mit eiweiß- und kalkarmem Blut und vermehrter Durchlässigkeit der Gefäße entsteht das Kriegs-Ödem, die Ödemkrankheit. auch ohne Herz- und Nierenschädigungen, z. T. durch Malaria, Rückfallfieber usw. begünstigt. Nervöses Ödem besonders in den Formen: flüchtiges Ödem der unbedeckten Teile bei Kälte- oder Hitzeeinwirkung, Sommerödem. Blaues Ödem umschriebene bläuliche Anschwellung der Haut, die zu Geschwürsbildung führen kann, bei Hysterie, auf Störungen der Gefäßnerventätigkeit beruhend. Hartes traumatisches Ödem. SÉCRÉTAN 1901, chronisches oder stabiles Ödem, trophisches Ödem ebenfalls nervösen Ursprunges. Hydrops articulorum intermittens periodische Gelenkschwellung ohne Entzündung, aus nervöser Ursache. Hydrops hypostrophus SCHLESINGER gr. hypostrophos wiederkehrend, akutes angioneurotisches Ödem; dazu gehören das akute angioneurotische Hautödem, QUINCKE, das akute rezidivierende Lidödem, manche Fälle von nervösem Schnupfen, von akutem rezidivierenden Pharynx- und Larynxödem, manche Fälle von intermittierendem Erbrechen, LEYDEN, von Oedème bleu, von Pseudolipom der Supraclavikulargruben, von intermittierender Schwellung der Parotis. Kollaterales Ödem in der Umgebung einer Entzündung. Malignes Ödem PIROGOFF, akutes purulentes Ödem jauchige Wundinfektion mit brandigem Absterben der Gewebe, durch einen von ROBERT KOCH bei den Kaninchen entdeckten sehr großen Bazillus hervorgerufen, anaörobisch mit Geiselbewegung grampositiv (s. ZACHERL-Bouillon), im Darm der Haustiere. Glottisödem, Oedema glottidis entzündliche Schwellung des Kehlkopfeinganges bei Perichondritis laryngea, bei katarrhalischen, syphilitischen, krebsigen, tuberkulösen Kehlkopfgeschwüren, bei heftigen chemischen Reizungen oder bei Entzündungen der Umgebung, also eine Form des kollateralen Ödems.