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Göttlicher Ursprung

Es ist darum für uns unter der Kritik, den alten Glauben an eine besondere göttliche Schöpfung der Sprache widerlegen zu wollen. Es ist unter unserer Würde, uns dabei gar auf den Kirchenvater Gregor von Nyssa zu berufen, der trotz seines christlichen Dogmatismus schon im vierten Jahrhundert diesen Glauben als undogmatisch bekämpfte. Bei uns widerlegten Herder und Jakob Grimm den göttlichen Ursprung der Sprache, weil sie in einer Übergangszeit lebten und sich in ihrem Innern mit dem Gottesbegriff noch lebhaft herumschlugen. Sie brauchten ihre Widerlegung für sich; wir brauchen sie nicht mehr. Wir finden es albern, wenn Renan darauf zurückkommt und mit Hilfe von Bibelkritik den Nachweis führt, der göttliche Ursprung der Sprache werde in der Mosaischen Schöpfungsgeschichte gar nicht behauptet. Denn es würde uns auch nicht irre machen, wenn das erste Buch Moses tatsächlich von Moses herrührte, wenn Moses ein geschulter Historiker gewesen wäre, und wenn er den göttlichen Ursprung der Sprache behauptet hätte. Wir wissen viel zu wenig, um solchen Sätzen noch einen rechten Sinn beilegen zu können. Wir wissen kaum, was der abstrakte Begriff Sprache bedeutet, wir wissen noch weniger, wie wir den Begriff Ursprung zeitlich begrenzen sollen, wir wissen gar nicht mehr den Gottesbegriff zu definieren; da können wir mit dem "göttlichen Ursprung der Sprache" wirklich nicht mehr viel anfangen.