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Aufmerksames Denken

Wir erfahren aus alledem, wie subjektiv menschlich, d. h. verstandesgemäß die Unterscheidung zwischen passiver und aktiver Aufmerksamkeit ist. Es kommt dabei der ungenaue psychologische Begriff des Wollens ins Spiel; je nachdem die Arbeit des Aufmerkens gewohnt oder ungewohnt ist, haben wir das täuschende Bild einer unwillkürlichen automatischen Bewegung oder einer gewollten Anstrengung. Passives und aktives Aufmerken, unwillkürliche oder gewollte Arbeit ist noch schwerer zu unterscheiden, wenn wir jetzt das aufmerksame Wahrnehmen mit dem aufmerksamen Vorstellen oder Denken vergleichen. Zunächst würde das aufmerksame Wahrnehmen in den meisten Fällen (wo z. B. ein plötzlicher greller Gesichtseindruck unser Interesse erregt, unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht) als ein passives, unwillkürliches Aufmerken zu denken sein. Und doch ist just in diesen Fällen die geleistete Arbeit besonders gut subjektiv zu spüren, objektiv wahrzunehmen. Denn das Akkommodieren beim Scharfsehen ist nicht ein metaphorisches Bild der Aufmerksamkeit, sondern ein frappantes Beispiel. Und diese Arbeit beim Scharfsehen wird gerade dann aktiv und willkürlich geleistet, wenn, wie beim Scharfschützen, die Bewegung am besten eingeübt ist. Alle Begriffe fließen wieder durcheinander.

Die viel kompliziertere und mikroskopischere Arbeit beim aufmerksamen Vorstellen oder Denken ist noch subjektiv als unklare Kopfanstrengung zu spüren, nicht aber immer wie beim Scharfsehen objektiv am anderen Menschen zu beobachten. Objektiv kann diese Kopfanstrengung aber erschlossen werden, wenn man sich erinnert, daß nichts im Denken ist, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist, und wenn man einmal das Wesen der Erinnerungsbilder genau betrachtet. Ich hätte diese Bemerkung besser bei der Untersuchung des Gedächtnisses weiter ausgeführt; aber ein Buch wächst nicht immer, wie man will.