Konventionelle Lüge ist als Schlagwortwendung seit dem viel genannten und in zahlreichen Auflagen verbreiteten Buch Max Nordaus: ›Die konventionellen Lügen der Kulturmenschheit‹ (1883) in aller Munde. Doch führt die Geschichte dieses Ausdrucks weiter zurück. Schon Feuchtersleben 3, 351 (1838) bekennt: "Wir können, auch wenn wir wollten, eines freien, reinen Daseins nicht genießen; denn eine einzige große, allgemeine, unausweichliche Lüge umgibt uns: die Lüge des gesellschaftlichen Umgangs." Dann findet sich die Wendung selbst bei Scherr, Blücher 1, 204 (1862): "Mittelst seiner "Nouvelle Héloise" emanzipierte der geniale Genfer das Gefühl von dem hölzernen Joch der konventionellen Lüge."