Teer
Teer, Pix nigra liquida s. Cedria (von Pinus sylvestris L.). Obgleich die alten Ärzte die Wunderkräfte des Teers wohl kannten und im vorigen Jahrhunderte der Bischof Berkeley das Teerwasser als Universalmittel empfahl, so vergassen dennoch später die Ärzte das Mittel, nur im Volk blieb es als Hausmittel stets beliebt. Wir betrachten hier:
1) Das Teerwasser (Aqua picea). Man gießt auf ein Pfund reinen Teer vier Pfund fließendes Wasser, rührt es öfters um und lässt es 48 Stunden stehen, worauf man das braungelbe Wasser vom Teer abklärt. Man trinkt davon täglich drei bis vier Tassen mit etwas Wein und Milch, und rühmt es besonders gegen chronischen Rheumatismus, solche Gicht mit Gelenksteifigkeit, auch gegen chronische Flechten.
2) Die Teerräucherungen. Gegen die Schleim- und eiterige Lungensucht lässt man den Dunst von heißem Teer die Kranken einatmen. Man setzt deshalb einen Topf voll guten Schiffsteer ins Krankenzimmer und unterhält ihn mittelst einer brennenden Spirituslampe in beständigem Kochen. Das Gefäß muss alle zwei Tage gereinigt und frisch gefüllt werden.
3) Eine Salbe aus einem Teil Teer und drei Teilen Fett ist gegen den schlimmsten Kopfgrind, veraltete Krätze, gegen faulige, schlecht eiternde Geschwüre eins der besten Mittel.
4) Die Einreibungen von reinem Teer in den nackten Körper, Brust und Kopf ausgenommen, haben im Hamburger Krankenhause viele 100 Krätzige geheilt. Der Kranke nimmt dabei alle zwei Tage ein Schwefelbad. Indessen ist man in Berlin von dieser Kur, teils weil sie schmutzig, teils weil sie feuergefährlich ist, jetzt zurückgekommen, da Schwefel und grüne Seife völlig zur Kur ausreichen.