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Honig

Honig, Mel. Dieser bekannte und beliebte zuckerhaltige Saft besitzt bedeutende arzneiliche Kräfte und wird daher als Volksmittel vielfach gegen Würmer, Verschleimung der Lunge, des Magens, gegen Husten und Heiserkeit, selbst gegen Gelbsucht und Leberfehler, in Verbindung mit Essig (Sauerhonig, Oxymel) als kühlendes, angenehm schmeckendes Fiebergetränk (s. Essig), — auch äußerlich zu Mund- und Gurgelwassern, so wie zur Bereitung Leibesöffnung bewirkender Stuhlzäpfchen benutzt. Der Arzt Pringle lobt den täglichen Genuss des Honigs gegen Nierenkrankheiten, Andere gegen Anlage zum Stein. (S. Osiander l. c. p. 215.)

Will man den Kindern die Spulwürmer abtreiben, welches tatsächlich am leichtesten bei abnehmendem Monde geschieht, so lasse man jeden Morgen nüchtern die Kinder Brot mit Honig beschmiert oder Honigkuchen essen. Hilft dieses noch nicht, so gebe man ihnen den bekannten Zittwersamen (Semen Cinae seu Santonici) nicht, wie häufig geschieht, mit gewöhnlichem Sirup, sondern mit Honig, wodurch die Wirkung verstärkt wird. Osiander (l. c. p. 220) sagt, ganz in Übereinstimmung mit vielen selbstgemachten Erfahrungen: „Der Honig ist eins der wirksamsten wurmabführenden Mittel. Man gibt Morgens nüchtern einen Esslöffel voll ungeläuterten Honig und lässt kaltes Wasser nachtrinken.“ (Vgl. Artikel: Kreosot.)

Bei Verstopfung der Eingeweide und daraus entspringenden Krankheiten der Lebef, Milz, des Uterus etc. ist der tägliche Genuss des Honigs unschätzbar; denn er wirkt gelinde reizend, Stockungen auflösend und eröffnend. So erklärt sich auch seine gute Wirkung in der Gelbsucht. Im Katarrhalhusten ist Honig in Gerstenschleim gemischt, eins der besten Mittel. Auch kann man hier, so wie beim Seitenstechen statt des Zuckers den Kaffee mit Honig versüßt, trinken. Auch äußerlich ist der Honig ein gutes, gelinde reizendes, reinigendes und erweichendes Mittel, welches der Landmann unter Gurgelwasser, zur Heilung frischer Fleischwunden mit und ohne Quetschung, zur Beförderung der Eiterung verhärteter Drüsen vielfach anwendet, worüber ich Folgendes spezieller anführe:

1) Honig und Sauerteig werden zusammen geknetet und, als Pflaster auf Leinwand etwas dick gestrichen, auf harte, nicht sehr schmerzhafte geschwollene Halsdrüsen, auf solche weibliche Brüste, auf Blutschwäre (Furunkeln) zur Beförderung der Eiterung gelegt.

2) Unreine, schlaffe, schlecht eiternde Wunden und Geschwüre, selbst die in Folge des sogenannten Wasserkrebses der Kinder und des Brustkrebses bei Frauenzimmern, reinigen und bessern sich, werden schmerzloser und nähern sich der Heilung, wenn man statt der fast immer nachteiligen fetten Salben und Pflaster sie ganz einfach mit Honig, Zucker, Rotwein und Wasser (von jedem gleiche Gewichtsteile) verbindet, indem man diese Mischung mittelst eines Federbarts aufs Geschwür bringt und dieses dann mit einem, damit angefeuchteten reinen, feinen Leinwandläppchen verbindet. Auch ist hier ein altes Mittel, welches schon Tabernomontanus (vgl. Artikel Kellerhals) empfiehlt, zu versuchen. Man verbindet nämlich die leblosen, schmerzlosen und faulen Geschwüre mit dem frischen Safte des Seidelbastes und Honig zu gleichen Teilen. (S. Daphne mezereum.)

3) Statt des gewöhnlichen Honigs bedient man sich zu Gurgelwassern und Pinselsäften oft auch des Rosenhonigs (Mel rosatum). Derselbe wird so bereitet: Man nehme ein Viertelpfund frische, oder vier bis sechs Lot getrocknete Rosenblätter, übergieße sie mit einem halben Quart kochenden Wasser; nachdem sie die Nacht über eingeweicht gestanden, drückt man die Flüssigkeit durch ein Tuch, löset darin zwei Pfund Honig auf, kocht Alles auf, schäumt es, seiht es durch und dampft die Flüssigkeit bis zur Sirupsdicke ab. Mit Borax und Rosenhonig werden als Volksmittel die Mundschwämmchen der Kinder gepinselt. (S. Borax.)

4) In der Nähe von Rostock lernte ich vor einigen Jahren von einer Rauerfrau folgende einfache Stuhlzäpfchen, welche bei Leibesverstopfung in einer halben bis anderthalb Stunden guten Stuhlgang bewirken, ohne Leib- oder Afterschmerz zu erregen, kennen und bereiten. Man nimmt zwei bis vier Esslöffel voll gewöhnlichen Honig, kocht diesen in einem kleinen Topfe, gießt ihn kochend auf ein nassgemachtes reines Bretchen, rollt ihn mit angefeuchteter Hand darauf zu der Form eines Zäpfchens von der Länge und Dicke eines Zeigefingers, und wirft dieses in ein Gefäß mit kaltem Wasser. So wird der Honig fast steinhart. Man appliziert ihn, sobald er kalt geworden, ohne irgend Öl oder Fett, sondern ganz rein, wie er ist, in den After.