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Holzkohle

Holzkohle, Pflanzenkohle, Carbo ligni, Carbo vegetabilis. Die gut gebrannte und pulverisierte Holzkohle ist nicht allein ein unentbehrliches Mittel in der Technik: zur Entfuselung des Branntweins, zur Trinkbarmachung unreinen, fauligen Wassers etc., sondern wird auch als Hausmittel vielfach angewendet, und zwar:

1) gegen Verbrennungen. Man streut das feine Kohlenpulver (welches in der Regel vom Lindenholz durchs Glühen im eisernen Gefäß, oder, nachdem es in kleine Stücke geschnitten in einer irdenen Retorte oder in einem verklebten Tiegel geschieht, und wobei im Deckel ein kleines Loch bleibt, woraus der Rauch so lange ziehen kann, bis das Holz ganz verkohlt ist und zu rauchen aufhört, worauf die Kohle sogleich fein pulverisiert und in einem gut verschlossenen Gefäße aufbewahrt wird) dick auf den leidenden Teil, wodurch der Zutritt der Luft abgehalten wird und der Schmerz sogleich aufhört.

2) Gegen den stinkenden nassen Kopfgrind der Kinder habe ich die Borken zuerst mit Seifenwasser lösen und dann drei Tage lang reines Kohlenpulver aufstreuen lassen. Alsdann wird wieder der Kopf mit Seifenwasser gereinigt und drei Tage bestreuet. So wird wochenlang kontinuiert, worauf öfters ohne alle innern Mittel die Heilung erfolgte.

3) Gegen fauliges Aufstoßen, Magensäure, stinkende Blähungen dient ein Teelöffel voll Kohlenpulver, dreimal täglich mit Sirup oder Zuckerwasser genommen. Dasselbe Mittel vertreibt auch den üblen Mundgeruch, und befördert den Stuhlgang. (Osiander l. c. p. 125.)

4) Gegen alte, schlaffe, stinkende Fußgeschwüre. Hier rühmt Rust eine Salbe aus: Lindenholzkohle, zwei Lot, Styraxsalbe zwei Lot, Kampfer und Myrrhe, von jedem ein Quäntchen, und Terpentinöl so viel, als zur Salbenform erforderlich ist. Man kann auch schon durch das tägliche Reinigen der Geschwüre mittelst eines Schwammes, der mit warmem Kamillentee getränkt und über dem Geschwüre mehrere Mal ausgedrückt wird, — alsdann durch leises Trocknen und Abtupfen mit feiner Leinwand und Einstreuen des reinen Kohlenpulvers solche Geschwüre zur Heilung bringen.

5) Eine 30 Jahre alte Dame litt seit Monaten an Abzehrung und Husten mit vielem, eiterartigem und stinkendem Auswurfe. Ein Arzt, der sie für schwindsüchtig hielt, wurde zu Rate gezogen. Seine Mittel halfen nichts und er gab die Kranke auf. Diese nahm auf den Rat einer Freundin täglich viermal einen großen Teelöffel voll präparierte Lindenholzkohle mit Wasser. Der Auswurf und Husten besserten und verminderten sich, das Ansehen der Kranken ward blühender, der Appetit und die Verdauung besser, der Schlaf ruhiger, und in zehn Wochen war sie völlig hergestellt.

6) Zu den meisten Zahnpulvern und Zahnlatwergen ist der Zusatz von Holzkohle zur Reinigung der Zähne und des Zahnfleisches allen sonstigen scharfen beizenden Dingen: Tabaksasche, Chlorkalk etc. vorzuziehen. Ein solches Pulver wird am besten aus zwei Lot Kohlenpulver und ein Lot Königschinapulver bereitet. (S. Zahnpulver.)