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Apalaschentee

Apalaschentee. Gegen Pest und Typhus rät man als Schutzmittel einen Tee von Cassine Paragua, dessen Genuss einen leichten Rausch hervorbringt, an (s. Osiander a. a. O. S. 314). In gleicher Absicht wird das Tabakrauchen, das Kauen von Nelken, Kubeben, Pomeranzenschale, Einreiben des Körpers mit Baumöl, das tägliche Baden in kaltem Flusswasser, der Genuss des Weins und Branntweins, der Zwiebeln, des Knoblauchs, Essigs, der Gartenraute mit Butterbrot vor jedem Krankenbesuche empfohlen. Eins der großesten Schutzmittel vor allen ansteckenden Krankheiten: Pest, Gelbfieber, Cholera, Typhus u. s. w. ist: a) Furchtlosigkeit. Viele Beispiele haben gelehrt, dass Mensehen, die ans Gleichgültigkeit, selbst aus Lebensüberdruss, absichtlich Tag und Nacht unter Pestkranken verweilten, den Tod nicht fanden, während Andere, Furchtsame, selbst durch die Furcht und alles ängstliche Vermeiden des Umgangs mit Kranken, ihm nicht entgehen konnten (s. Platner und Osiander l. c. p. 315). b) Die Heilsamkeit des Spazierengehens in freier Luft und der dadurch bewirkten Hautausdünstung in Fällen, wo die Ansteckung eben erst stattgefunden hat, beweist S. G. v. Vogel (Hdb. d. prakt. Arzneiwissensch. 1789. Th. 2. S. 66) durch ein lehrreiches Beispiel: „Ich erinnere mich noch mit Schrecken, erzählt er,— wie ich vor etwa acht Jahren von einem Faulfieberpatienten, der mich, als ich seine mit schwarzen Petechien besetzte Brust zu genau besah, mit seinem pestilentialisch stinkenden Atem so plötzlich ansteckte, dass mir sogleich alle Glieder zitterten und ein betäubender Schmerz, wie ein Blitz, in den Kopf fuhr. In der vollen Überzeugung, dass ich angesteckt sei, eilte ich schleunigst auf das offene Feld, wo ich mich durch starkes Gehen sehr bald in einen fließenden Schweiß setzte, worauf ich mich nach Hause begab, meine Wäsche wechselte, einige Tassen Tee trank und von allen Folgen der Ansteckung befreit blieb.“ c) Tägliches Waschen und Baden des Körpers mit kaltem Wasser. Der Doctor Roman Tschetirkin teilt interessante Beobachtungen über die morgenländische Pest mit, welche in den Jahren 1828 und 29 unter den russischen Truppen des transkaukasischen Corps herrschte (s. Hecker’s wissenschaftliche Annalen der ges. Heilkunde Bd. 2. Heft 2. 1835. S. 186), woraus evident hervorgeht, dass kein Mittel so wirksam zur Verhütung und zur Desinfection des Peststoffes sei, als das kalte Wasser, sowohl zum Waschen und Baden des Körpers, als auch zur Reinigung verdächtiger Kleidungsstücke u. s. w. angewandt. Durch dieses große Mittel ward es möglich, der Pestkrankheit unter jenen Truppen schnell Grenzen zu setzen. So erklärt sich auch die Tatsache, dass die ägyptische Pest mit der Überschwemmung des Nils in der Regel aufzuhören pflegt (s. Noah Webster l. c. Vol. 2 Seite 381), und Osiander hat nicht Unrecht, wenn er (l. c. p. 311) sagt: „Vielleicht, dass eine absichtlich bewirkte, kurze Zeit dauernde Überschwemmung der Strassen einer Stadt au den vorzüglichsten allge- meinen Vorkehrungen gehört, der Pest Einhalt zu tun.“ (S. auch den Artikel Luflverbesserungsmittel.)