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Abführmittel

Abführmittel (Laxantia, Cathartica, Purgantia). Die gelinde und sanft wirkenden Laxiermittel sind den heftig wirkenden Purganzen in der Regel vorzuziehen, zumal bei Kindern und zarten Personen. Sie sind nicht allein Reinigungsmittel des Darmkanals, sondern auch herrlich vom Kopf ableitende, selbst Zahnschmerzen stillende Mittel, welche bei hitzigen Fiebern mit Verstopfung des Leibes, bei den Kopfschmerzen Vollsaftiger (hier passen die Abführmittel, Formulae Nr. 1 und 2), bei Verwundungen und heftigen Entzündungen des Auges, des Ohrs, der Nase, bei echter Halsbräune (hier Nr. 3), bei der langwierigen Hartleibigkeit der Hysterischen, die oft nur alle drei bis fünf Tage ein Mal Leibesöffnung haben (Nr. 4 und 5), bei Brucheinklemmung mit hartnäckiger Verstopfung (Nr. 6), bei der großen Trägheit des Darms der Hypochonder (Nr. 7), gegen Band- und Spulwürmer, — gegen Wassersuchten aller Art (Nr. 9 und 10), selbst gegen Seelenstörungen, Gicht (hier Nr. 11 und 12), Unterleibsstockungen, Leber- und Milzfehler mit Nutzen gebraucht werden. An den Tagen, wo man Abführungen einnimmt, enthalte man sich des Fleisches und überhaupt der festen Speisen, genieße dagegen Fleischbrühen von Hühnern, Kalbfleisch, Tee, Kaffee, Haferschleim, Suppen von getrockneten Kirschen, Pflaumen, von gemahlenem Reis, in Wasser gekocht etc.

Nr. 1. Man koche zwei Lot Cremor Tartari mit einem Pfund Wasser, und setze dann ein halbes Pfund Pflaumenmus hinzu. Dosis: Alle zehn Minuten eine halbe Tasse voll, bis zur Wirkung (Für Erwachsene).

Nr. 2. Man gebe ein bis zwei Lot Bittersalz in zwei Tassen kochendem Wasser gelöst und zwei Lot Honig zugesetzt. Der körnige Anteil des Honigs, zu einigen Teelöffeln voll, purgiert, ist bei Kindern auch wurmtreibend. Man kann ihn statt der Butter auf Brot geschmiert verspeisen lassen.

Nr. 3. Man gebe drei Lot Glaubersalz in acht Unzen Wasser, mit Zusatz von zwei Unzen Sauerhonig. Dosis: Alle halbe bis eine Stunde zwei Esslöffel voll. (Für Erwachsene, — Kindern die Hälfte.)

Nr. 4. Gute Sennesblätter ein Lot, Kamillenblumen, Fliederblumen und Melissenkraut, von jedem anderthalb Lot, werden gemischt und in sechs gleiche Portionen geteilt. Täglich wird eine verbraucht, indem man drei Tassen kochendes Wasser darauf gießt, sie damit ziehen lässt (nicht kocht), und nachdem der Tee kalt geworden, ihn tassenweise den Tag über austrinkt. Es ist wohl zu beachten, dass die Sennesblätter überhaupt das beste Laxiermittel für Säuglinge, kleine Kinder von zwei bis zehn Jahren, sowie für schwache, zu Krämpfen geneigte Frauenzimmer sind; doch dürfen sie ja nicht gekocht werden, wie dies bei der sogenannten Purgierlatwerge (Electuarium lenitivum) mit Unrecht noch vorgeschrieben ist, welche Latwerge aus Sennespulver, Sternanis, Tamarinden und Feigen besteht. Besser ist der sogenannte Wiener Purgiertrank. Er besteht aus einem Infusum von ein viertel bis ein halbes Lot Senna, worauf acht Lot kochendes Wasser gegossen werden, aus Natronweinstein ein Lot, Manna sechs Quentchen und Zitronenölzucker ein Quentchen, wovon alle Viertelstunde zwei Esslöffel voll, bis zur Wirkung, genommen werden.

Nr. 5. Nimm: Sennesblätter, Schafgarbenspitzen, von jedem ein Lot, gestoßenen Kümmelsamen ein halbes Lot, phosphorsaures Natrium fünf Quentchen; gib darauf drei Tassen kochend Wasser, lass es durchseihen, abkühlen, und nimm davon alle halbe bis eine Stunde eine halbe Obertasse voll, bis das Purgieren sich einstellt.

Nr. 6. Nimm: frisches Leinöl vier Lot, Gummi arabicum ein halbes Quentchen, Kamillentee drei Obertassen voll, welches zusammen gerieben und dann zwei Lot Bittersalz, sechs Quentchen frisch ausgepressten Zitronensaft und zwei Lot Himbeersaft zugesetzt werden. Dosis: Alle halbe Stunde einen Esslöffel voll bis zur Wirkung.

Nr. 7. Nimm: Aloe ein Lot, pulverisierte Sennesblätter und Rhabarber, von jedem zwei Quentchen, medizinische Seife ein halbes Lot, Bitterkleeextrakt so viel als genug ist, um eine Pillenmasse zu bilden, woraus zwei Gran schwere Pillen, welche man mit Zimmtpulver bestreut, gemacht werden. Dosis: Abends vor dem Schlafengehen acht bis zehn Pillen zu nehmen.

Nr. 8. Nimm: Sennesblätter, Baldrianwurzel, Glaubersalz, von jedem zwei Lot, gieße darauf ein Maß kochendes Wasser, lasse es eine halbe Stunde lang ziehen; alsdann seihe es durch und setze ein halbes Pfund guten Honig hinzu. Dosis: Zwei bis drei Mal täglich eine halbe Obertasse voll.

Nr. 9. Nimm: Wachholderbeeren, Sennesblätter, Weinraute und Petersiliensamen, von jedem ein Lot, gieße darauf ein Maß kochendes Wasser, lasse es eine halbe Stunde lang in der Wärme ziehen, seihe es alsdann durch, setze zwei Lot Bittersalz und eben so viel Mannasirup und Honig hinzu. Dosis: Alle ein bis zwei Stunden zwei Esslöffel voll.

Nr. 10. Nimm: Kreuzdornsirup vier Lot, Wachholderwasser acht Lot, Cremor Tartari ein Lot. Dosis: Alle zwei Stunden zwei Esslöffel voll.

Nr. 11. Nimm: Jalappenwurzel 12 Gran, Zucker und Rhabarber, von jedem zehn Gran, Ingwer zwei Gran, mache daraus ein feines Pulver und nimm es des Morgens früh ein. Eine solche Dosis kann alle zwei bis drei Tage, so lange das Übel sich nicht bessert, wiederholt genommen werden.

Nr. 12. Nimm: wässeriges Aloëextrakt ein Quentchen, Rhabarberextrakt zwei Quentchen, Bitterkleeextrakt drei Quentchen, mache davon zwei Gran schwere Pillen, bestreue sie dann mit Zimmtpulver und nimm davon täglich zwei bis drei Mal fünf, sieben bis zehn Stück.

Nr. 13. Ein wohlfeiles, einheimisches und gutes Purgiermittel ist der sogenannte Purgierlein (Linum catharticum L.), der bei uns wild wächst. Man nimmt vom Kraute zwei Quentchen, Fenchelsamen ein halbes Quentchen, gießt darauf anderthalb Tassen kochendes Wasser und trinkt es auf ein- oder zweimal aus. Vom trocknen gepulverten Kraute ist die Dosis eine halbe bis eine ganze Drachme, mit Zucker genommen. Unter den Volksmitteln im mährischen Hochland gebraucht man als Purganz viel die dort sogenannten wilden Sennesblätter (Astragalus glyciphillus L.), ganz wie die Senna. (S. von Berchtold in Weitenweber’s Beiträgen. 1838. Bd. 3. Heft 2). Für Hypochonder mit steter Hartleibigkeit dient schon schwarzer Kaffee, stark versüßt und ohne Milch getrunken; dazu Tabak geraucht und des Morgens den Unterleib mit Flanell stark und lange frottiert. Die Südseeinsulaner trinken um zu purgieren, Seewasser. Im südlichen Frankreich benutzt man als Purgiermittel Globularia Alypum (Osiander 1. c. p. 121). Zu gleichem Zwecke dienen 20—25 schwarze Kreuzbeeren (von Rhamnns catharticus), wovon auch ein Sirup in der Apotheke vorrätig ist. Dieser Sirup ist ein gutes, kein Leibweh machendes Purganz. Dosis: Alle halbe Stunde einen bis zwei Teelöffel voll, bis Wirkung erfolgt. Mehrere andere, unter dem Volk bekannte Purgiermittel kommen weiter unten vor (s. Butternuss).